Die Corona-Krise treibt so manchen Sportler an den Rand des finanziellen Ruins. Es gibt keine Preisgelder, Sponsoren steigen aus, die Einnahmen sind gleich Null – vor allem bei Amateuren geht es hart zu und her. Fabian Lienhard ist diesem monetären Tod gerade noch von der Schippe gesprungen. Auch dank starken Leistungen an der letztjährigen Tour de Suisse unterschrieb er just vor der Corona-Pandemie einen Profi-Vertrag bei Groupama-FDJ. Und das mit 26 Jahren. «Ohne diesen Vertrag müsste ich jetzt wohl aufhören mit dem Radsport. Es wäre mein Karriere-Ende gewesen», sagt der Sprinter aus Steinmaur ZH.
Lienhard unterschrieb gleich für zwei Jahre beim World-Tour-Team aus Frankreich. Wie viel er verdient, will er nicht verraten. «So viel wie ein besserer Handwerker», sagt er schmunzelnd. Wobei gesagt werden muss: Es gibt einen Mindestlohn für Neo-Profis. «Das Team müsste mir wohl etwa 40'000 Euro zahlen, mehr nicht. Aber ich erhalte mehr. Und weil alle Versicherungen bezahlt sind, bin ich mehr als nur zufrieden.»
Kommt dazu, dass das Team Groupama-FDJ als Sponsoren-Kombination aus Versicherungskozern und staatlicher Lotterie nicht derzeit nicht gleich hart gebeutelt wird wie andere Teams. Und so muss sich Lienhard keine Sorgen machen, dass sein Zweijahresvertrag plötzlich nichtig sein könnte. «Da bin ich extrem froh.»
Angst hatte der Sohn des Ex-Profis Erwin Lienhard (1957-2019) allerdings in letzter Zeit durchaus. Warum? Kurz nachdem er in der Confiserie Fleischli in Bülach ZH auf einer Trainingsrunde einen Stopp machte und eine Wähe ass, schloss die Filiale ihre Pforten. Eine Verkäuferin war infiziert. «Da hatte ich schon ein mulmiges Gefühl», gibt Lienhard zu. Das ist Vergangenheit. Ab Mittwoch startet er bei «The Digital Swiss 5», einem virtuellen Rennen der Tour-de-Suisse-Organisatoren. «Weil schönes Wetter war, habe ich zuletzt immer draussen trainiert. Ich bin also schlecht vorbereitet für ein Rennen auf der Rolle. Aber ich gebe alles!»