Diesen Tag wird Nicole Hanselmann nie vergessen. Am Samstag führt die 27-Jährige beim belgischen Frühjares-Klassiker Omloop Het Niewsblad, als sie plötzlich von der Rennjury aufgefordert wird, anzuhalten. Wieso? Ganz einfach: Hanselmann ist bei ihrem Solo-Ausriss drauf und dran, die vor ihr gestarteten Männer einzuholen. «Entweder waren wir zu schnell oder die Männer zu langsam», sagt sie schmunzelnd.
Tatsächlich bummelt das Männer-Feld zu Beginn des Rennens – darunter auch Stefan Küng und Silvan Dillier. Weiter hinten dagegen macht Hanselmann mit einem frühen Angriff das Frauen-Rennen sofort schnell und holt zwei Minuten heraus. Und schliesst damit schon bald zu den Team-Fahrzeugen der Männer auf. «Es war seltsam, ich sah schon den hinteren Teil des Pelotons», so Hanselmann. Die Organisatoren hatten sich offensichtlich verpokert, weil sie beide Wettkämpfe mit nur zehn Minuten Abstand starteten.
«Schade, ich hatte gute Beine»
Hanselmann hält also an. Kurz bleiben auch drei Verfolgerinnen stehen. Und dann stoppt auch das ganze Feld, wartet zehn Meter hinter der Bigla-Fahrerin. Nach einigen Minuten Renn-Neutralisation wird die Zürcherin aus Uster wieder losgelassen, die anderen in den vorher gemessenen Abständen ebenfalls.
Das Rennen ist für Hanselmann dennoch gelaufen, sie wird kurz darauf eingeholt. Auch, weil sie mit der ungeplanten Pause bei kühlen Temperaturen den Rhythmus verlor. «Und das Feld hatte gesehen, wie ich anhielt. Dadurch bekam es neue Motivation. Schade, denn ich hatte eigentlich gute Beine.»
Am Ende landet die Schweizer Strassenmeisterin von 2017 auf dem 74. Rang. An das Rennen wird sie trotzdem noch häufig zurückdenken.