Darum gehts
- Schweizer Radsport-Triumph bei der Vuelta 1996 mit historischem Dreifachsieg
- Robert Millar verlor 1985 die Vuelta durch fehlende Kommunikation
- Miguel Angel Lopez stieg 2021 frustriert 20 km vor Etappenziel aus
«Chum a mis Rad, Alex!»
Suiza, Suiza, Suiza! Am 29. September 1996 geschieht in Madrid Historisches. Die Schweiz belegt bei der Vuelta gleich die ersten drei Gesamtränge. Alex Zülle gewinnt, Laurant Dufaux wird Zweiter und Tony Rominger Dritter. Wird es das jemals bei einer Grand Tour wieder geben? «Ich denke nicht», sagt Zülle. In diesem Jahr stehen mit Stefan Küng (31) und Fabio Christen (23) nur zwei Radgenossen am Start.
Zülle erinnert sich: «Wir haben zwei Wochen lang Spaghetti nature gegessen – nur mit Öl, Pfeffer und Parmesan.» Danach gibts auf einmal Spaghetti Bolognese – er lässt die Finger davon, seine Teamkollegen landen auf der Toilette. Dennoch hat Zülle in der bergigen, 17. Etappe, Probleme mit der Atmung. Doch ausgerechnet Rominger, sein Rivale, rettet ihn. «Chum a mis Rad, Alex! Du chasch das!», ruft er ihm zu. Gesagt, getan. Der Rest ist Geschichte. «Nach dem Sieg gab es eine unvergessliche Party mit Tapas», so Zülle.
Die gestohlene Vuelta
1985 hat der Schotte Robert Millar alles im Griff. Auf der zweitletzten Etappe hat er trotz eines Defekts die Gruppe der Gesamtbesten eingeholt, am Fuss der letzten Steigung steht sein Gesamtsieg fest. Denkt er zumindest. Kein Wunder, gratulieren ihm auch seine Gegner. Was Millar nicht weiss: Pedro Delgado, der vor der Etappe sechs Minuten Rückstand hatte, liegt sieben Minuten vor ihm. Funk gab es damals nicht, die Vuelta-Organisation und alle anderen lassen Millar im Dunkeln tappen. Als er das sich anbahnende Unheil bemerkt, kann er es nicht mehr verhindern und verliert die Rundfahrt.
«Ich wurde Opfer einer spanischen Koalition», so Millar danach. Und: «Ich kehre nie mehr nach Spanien zurück.» Übrigens: Nach der Karriere unterzog sich Millar einer Geschlechtsumwandlung. Als Philippa York analysiert der Ex-Profi das Rad-Geschehen als Journalist.
Superman haut ab
Der Kolumbianer Miguel Angel Lopez ist 2021 ein Liebling der Massen. Sein Spitzname: Superman. Diesem wird er 2021 gerecht, als er die Königsetappe gewinnt. Doch nur zwei Tage später, kurz vor dem Ende der Rundfahrt und nur 20 Kilometer vor dem Etappenziel, gibt er auf. Er ist weder verletzt noch krank, sondern frustriert. Auf Rang 3 in der Gesamtwertung liegend, steigt er einfach vom Rad und ins Teamauto. Der Grund: Er darf der Spitzengruppe nicht nachjagen, weil dort sein Teamkollege Enric Mas ist.
Lopez hat kein Verständnis für die Entscheidung seines Sportlichen Leiters und gibt auf. «Ich habe mich entschieden, nicht mehr zu kämpfen. Wir sind Menschen, nicht Maschinen», sagt er Tage später.
Rache nach Bier-Eklat
Er ist 22 Jahre alt, hat die Vuelta fast überstanden und lässt es krachen: Odd Christian Eiking gönnt sich 2017 eine ordentliche Portion Gerstensaft. «Zwei Bier», wie der Norweger beschwichtigt. Doch sein Teamchef bei FDJ, Marc Madiot, meint: «Wenn es nur zwei Bier gewesen wären, wäre er morgens nicht betrunken gewesen.»
Madiot suspendiert Eiking, der bald in der Versenkung verschwindet. Vier Jahre später taucht Eiking ausgerechnet bei der Vuelta wieder auf und trägt fast eine Woche das Leadertrikot – eine süsse, späte Rache.