Michael Albasini, weshalb haben Sie sich dazu entschieden, Ihre Karriere nochmals um ein halbes Jahr zu verlängern?
Michael Albasini: Zum einen konnte ich mir meinen Traum von der Tour de Suisse als letztes Rennen in meiner Karriere nicht erfüllen und zum anderen fielen auch die Sommerferien mit meiner Familie ins Wasser. Deshalb machte es für mich keinen Sinn mehr, mitten im Jahr aufzuhören.
Wie hat Ihr Team Michelton-Scott auf die Verschiebung Ihres Karriereendes reagiert?
Als sie realisiert haben, was für ein dicht gepacktes Programm auf uns im Spätsommer wartet, waren sie sehr froh darüber, dass ich weiterfahren möchte. Sie haben auch eingesehen, dass sein solches Karriereende nicht optimal ist.
Im April haben Sie die virtuelle Tour de Suisse bestritten. Hat diese bei Ihnen wieder einen gewisse Wettkampfbegeisterung geweckt?
Nicht wirklich. Es war definitiv eine gute Sache, aber hat im Endeffekt nur wenig damit zu tun, was mir am Radsport so gefällt.
In gut einer Woche wäre die richtige Tour de Suisse losgegangen. Wie präsent ist dies in Ihrem Kopf?
Momentan befinde ich mich in einer Art Winterpause und bin daher nicht wirklich auf ein Rennen eingestellt. Dadurch, dass ich ab nächster Woche die Tour de Suisse nun aber mit Freunden und Bekannten 1:1 abfahren werde, ist sie aber schon ziemlich präsent. Die Vorfreude auf dieses Erlebnis ist riesig.
Wie ist das zustande gekommen, dass Sie nun sozusagen eine Plausch-Version der Rundfahrt fahren?
Das Ganze ist auf dem Mist von Stefan Küng gewachsen. Er hat mich darauf angehauen und ich fand es eine tolle Idee. Das ist eine super Möglichkeit, trotzdem noch etwas von der Tour de Suisse zu haben.
Wird das für Sie auch gleichzeitig der Startschuss zur ernsthaften Saisonvorbereitung sein?
In einem gewissen Masse schon. Wir werden sehr viele Kilometer zurücklegen und viele Stunden im Sattel sitzen. Natürlich bewältigen wir die Strecke wegen dem Verkehr etc. nicht mit der selben Intensität wie während dem Rennen, aber es wird trotzdem ein gutes Training sein.
Ihr letztes Rennen haben Sie am 16. Februar in Spanien bestritten. Wie haben Sie es geschafft, sich nach einer so langen Phase der Ungewissheit trotzdem nochmals zu motivieren?
Das war ein Prozess. Mir war bewusst, dass ich viel Energie dafür aufbringen muss. Schlussendlich wäre es für mich aber schwieriger gewesen, einfach kampflos aufzuhören. Das hätte mich bestimmt noch lange geplagt. Nun kann ich die letzten Rennen einfach noch geniessen.
Wissen Sie schon, wann Sie wieder Rennen fahren werden?
Eine Version sieht vor, dass ich in der ersten August-Woche zurückkehre und Mailand-Sanremo fahre. Aber das alles ist noch nicht in Stein gemeisselt.
Sie haben in diesem Jahr erst sechs Renntage in den Beinen. Wie schwierig wird es sein, wieder in Topform zu kommen?
Das wird schon eine gewisse Anstrengung brauchen. Ich habe zwar immer trainiert, aber für die Rennform braucht es noch etwas. Ein Aufbau mitten in der Saison zu machen, wird sich bestimmt komisch anfühlen.
Gibt es ein Rennen, bei dem Sie unbedingt noch am Start stehen möchten?
Es sieht so aus, als könnte ich im Oktober mit den Ardennen-Klassikern aufhören. Lüttich-Bastogne-Lüttich, das Amstel Gold Race und Flèche Wallonne sind Rennen, die ich schon immer sehr gerne gefahren bin.
Ist die Heim-WM in Aigle für Sie auch eine Option?
Nein. Der Parcours ist nicht wirklich auf meine Fähigkeiten zugeschnitten.