Darum gehts
- Fahrer erzwingen wegen Sicherheitsbedenken Abbruch einer Tour-of-Holland-Etappe
- Zivilfahrzeuge auf gesperrter Strecke gefährden Radfahrer
- Öffentliche Beiträge für Radrennen in Holland gesunken
Für Cees Bol (30) ist der Fall klar: «Solche Dinge sollten nicht passieren. Wenn es lebensgefährlich wird, geht das zu weit», sagt der holländische Sprinter gegenüber dem Radsport-Portal «Wielerflits». Mit dieser Meinung ist er im Feld nicht alleine: Wegen Sicherheitsbedenken erzwingen die Fahrer den Abbruch der 3. Etappe der Tour of Holland.
Was ist passiert? Bereits kurz nach dem Start in Sittard ist ein LKW auf die eigentlich gesperrte Strecke gefahren. Nach rund 30 Kilometern kreuzte ein weiteres ziviles Fahrzeug das Peloton – eine wirklich brenzlige Situation, wie Bol beschreibt: «Der kritischste Moment kam während einer schnellen Abfahrt auf einer schmalen Strasse, als ein grosser Pick-up mit Anhänger direkt auf das Peloton zufuhr. An der Spitze der Gruppe konnte ihm gerade noch ausgewichen werden. Das hätte leicht ganz anders ausgehen können.»
Zu wenige Sicherheitskräfte?
Zu viel des Guten für die Fahrer: Nach einem kurzen Stopp wurde die Etappe schliesslich abgebrochen. Die Renn-Verantwortlichen zeigen Verständnis dafür: «Die Organisation unterstützt die Entscheidung der Fahrer und Teams und hat daraufhin beschlossen, das Rennen für heute zu beenden.» Den Grund für die Vorfälle sieht Rennchef Thijs Rondhuis (48) in einem Mangel an Sicherheitskräften: Ganze 25 Verkehrsregler seien nicht erschienen.
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf ein Thema, dass den holländischen Radsport schon länger beschäftigt: Die öffentlichen Beiträge für Polizei-Einsätze an Radrennen sind im letzten Jahr gekürzt worden. Die Folge: Wettkämpfe werden gestrichen – oder die Rennveranstalter setzen wie an der Tour of Holland vermehrt auf zivile Kräfte für die Streckensicherung.
Organisator appelliert an Behörden
Von diesen standen am Freitag aber zu wenige zur Verfügung – und sie besitzen offenbar nicht die gleiche Autorität wie reguläre Polizeikräfte. Gemäss Rondhuis seien ihre Anordnungen teilweise schlichtweg ignoriert worden: «Die Verkehrsteilnehmer wurden am Strassenrand angehalten, fuhren dann wieder los, wurden erneut angehalten und fuhren wieder los.» Dies sei ein Zeichen, dass die Radrennen ohne Hilfe der Polizei nicht abgesichert werden können – Rondhuis appelliert also auch an die Behörden, wieder mehr Ressourcen bereitzustellen.
Für die letzten beiden Etappen der Tour of Holland am Samstag und Sonntag zeigen sich die Organisatoren aber zuversichtlich: «Die Rennen morgen und übermorgen werden sich stark vom heutigen Rennen unterscheiden. Insbesondere die kürzere Strecke wird einen grossen Unterschied machen», schreibt Rondhuis am Freitagabend an die Teams. Tatsächlich sind die letzten beiden Teilstücke wohl einfacher abzusichern: Sie finden zu einem grossen Teil auf kurzen Rundkursen statt. Ein Abbruch der gesamten Rundfahrt steht deshalb nicht zur Debatte.