Im Rücken von Thomas de Gendt, der auf dem Stilfserjoch einen Solosieg feiert, wahrt sich Ryder Hesjedal vor dem abschliessenden 30-km-Zeitfahren in Mailand die beste Ausgangslage.
In der Königsetappe des Giro d'Italia mit weit über 5000 Höhenmetern wäre es beinahe zum grossen Umsturz gekommen. Auf der Anfahrt nach Bormio übten sich die Favoriten in einer solch grossen Passivität, dass ihr Rückstand gravierende Ausmasse annahm.
Nur der Gesamtzweite Ryder Hesjedal übernahm schliesslich Verantwortung. Seine Helfer Christian Vandevelde und Peter Stetina bestimmten bis zur Hälfte des Schlussanstieges zum Stilfserjoch die Gangart. Am Schluss legte sich Hesjedal selbst ins Zeug.
Der Kraftakt kostete den früheren Mountainbiker so viel Reserven, dass er am Schluss nicht mehr mit dem Gesamtersten Joaquim Rodriguez (Sp) und mit Michele Scarponi (It) mitkam. Hesjedals Rückstand im Gesamtklassement wuchs so wieder von 17 auf 31 Sekunden an.
De Gendt winkte Maglia rosa
Der Mann des Tages war aber zweifellos Thomas de Gendt. Der Belgier hatte sich aus der Hauptgruppe abgesetzt, als sich die Favoriten anschauten. Der Achte der Gesamtwertung fuhr so stark, dass ihm zeitweise die Gelegenheit winkte, in die Maglia rosa zu schlüpfen. Bei seinem Solosieg kam De Gendt mit über drei Minuten Vorsprung auf die Favoriten ins Ziel, was den Belgier auf den 4. Gesamtrang vorrücken liess.
Der erste Teil der Königsetappe war durch die Flucht von 13 Fahrern geprägt. Über die gefürchteten Rampen des Mortirolo-Passes wartete Oliver Zaugg mit einer Solo-Nummer auf. Der Sieger der Lombardei-Rundfahrt wurde später wieder gestellt und büsste für seinen Effort.
Der Italiener Andrea Guardini, am Donnerstag Etappensieger im Sprint in Vedelago, ist am Samstag wegen Betrugs vom Giro ausgeschlossen worden. Der Sprinter hatte sich im Aufstieg zum Teglio-Pass am Teamwagen festgehalten. (rib/si)
95. Giro d'Italia. 20. Etappe,
Caldes/Val di Sole - Stilfserjoch (218 km):
1. Thomas de Gendt (Be) 6:54:40.
2. Damiano Cunego (It) 0:56.
3. Mikel Nieve (Sp) 2:50.
4. Joaquim Rodriguez (Sp) 3:22.
5. Michele Scarponi (It) 3:34.
6. Ryder Hesjedal (It) 3:36.
Gesamtklassement:
1. Joaquim Rodriguez (Sp).
2. Ryder Hesjedal (Ka) 0:31.
3. Michele Scarponi (It) 1:51.
4. Thomas de Gendt (Be) 2:18.
5. Ivan Basso (It) 3:18.