Es war der Aufreger der ersten Giro-Tage: der Wahnsinns-Sturz bei 75 km/h im Finale der 3. Etappe, dem nicht nur der bis dahin Gesamtführende Taylor Phinney (USA), sondern auch Weltmeister Mark Cavendish (Gb) zum Opfer fiel. Der Schmerz stand dem weltbesten Sprinter ins Gesicht geschrieben, als er sich anschliessend mit in Fetzen gerissener Rennhose und blutendem Hinterteil über die Ziellinie quälte.
Wie böse es ihn erwischt hat, zeigt Cavendish nun eindrucksvoll via Twitter. Dort veröffentlicht er ein Foto des geschundenen Körperteils, schreibt dazu: «Was gibt es Schlimmeres, als hiermit unter die Dusche zu müssen!» Autsch! Das tut ja schon beim Hinschauen weh.
Doch Radprofis sind in der Regel keine Weicheier. Und so werden Sturzwunden tapfer mit der Nagelbürste geschrubbt. Der blanke Horror – aber nötig, um Entzündungen vorzubeugen.
Zu verdanken hat «Cav» das ganze Übel dem Italiener Roberto Ferrari. Der hatte im Zielsprint ohne ersichtlichen Grund eine Welle gefahren und so Cavendish, Phinney und weitere Fahrer zu Fall gebracht. Dann spielte Ferrari auch noch das Unschuldslamm, was die Sturzopfer endgültig auf die Palme brachte. «Er sollte sich schämen», so Cavendish. Erst auf Druck seines Androni-Teams folgte gestern Ferraris verspätete Entschuldigung.
Cavendish und Phinney, der durch eine mit drei Stichen genähte Wunde am Knöchel gehandicapt ist, traten gestern zwar zur 4. Etappe an, taten sich aber sichtlich schwer. Als Mitfavoriten im Mannschaftszeitfahren rund um Verona (33,2 km) belegten sie mit ihren Teams Sky (Cavendish) und BMC (Phinney) nur die Ränge 9 und 10 – je 31 Sekunden hinter dem siegreichen Team Garmin. Das Rosa Trikot verlor Phinney an den Litauer Ramunas Navardauskas.
Wie gut sich Cavendish erholt hat, wird sich auf der heutigen 5. Etappe (Modena–Fano, 199 km) zeigen, auf der erneut ein Sprintfinale zu erwarten ist.