Sieger im Vuelta-Zeitfahren, die Plätze zwei und drei auf den Etappen durchs spanische Flachland, abgehängt in den iberischen Bergen. «Damit habe ich kein Problem», sagt Fabian Cancellara (32). Er redet von Training, von Belastung, vom «Kilometer-Fressen». Die Rundfahrt sei die ideale Vorbereitung für die Strassen-WM, sein grosses Ziel. Auch wenn er an der Vuelta den Kampf gegen die Uhr dominiert hat, er wird wohl auf das WM-Zeitfahren (25. September) verzichten. Denn ein fünfter Titel bringt ihm nichts.
Stattdessen will der Berner beim Strassenrennen ins Regenbogentrikot – als vierter Radgenosse nach Hans Knecht (1946), Ferdy Kübler (1951) und Oscar Camenzind (1998). Die 272 Kilometer in und um Florenz gelten als sehr schwierig. «Die Rennfahrer machen das Rennen, nicht die Organisatoren», sein flapsiger Kommentar.
Cancellara ist ein gebranntes Kind. 2009 in Mendrisio erzählte er jedem von seinen Ambitionen. Er glaubte, der Stärkste zu sein!
Er machte Fehler. Er verpuffte seine Kräfte. Dreimal griff er an – das waren zwei Stiche zu viel. Er wurde Fünfter.
An den Olympischen Spielen in London hatte er das Gold im Strassenrennen schon in Griffweite – und versagte wieder! Mit einem Anfängerfehler (Sturz aus Überheblichkeit) brachte er sich um den Lohn der Arbeit.
Am 29. September hat er seine letzte Chance, um auf der Strasse doch noch den grossen Titel zu holen. Denn so viel Glück wie heuer kann er nicht mehr haben. Die Schweiz gehört zu den acht Nationen, die das volle Kontingent von neun Fahrern ausschöpfen dürfen.
Mit den Klassik-Siegen in Harelbeke, Flandern und Roubaix sammelte er 366 der 438 Punkte, die der Schweiz zum 9. Rang in der Nationen-Jahreswertung (Stichtag 15. August) verhalfen. Drei Tage später fiel die Schweiz in der Weltrangliste auf den 11. Platz. Und hätte ihre Startplätze über die Europe Tour erhalten – als Nummer 13 nur deren drei. Mit zwei Helfern wäre Cancellara in Florenz chancenlos.