Nein, Fabian Cancellara (33) ist nicht in Bierlaune. Er fährt die letzten 100 Kilometer der Flandern-Rundfahrt ab. Mit ihm pedalen die Helfer Rast, Popowitsch (Ukr) und Roulston (Neus). In Ronse treibt der Regen sie ins Auto.
Sie fahren nach Oudenaarde ins Radsport-Museum. Machen eine kurze Pause. Das «Centrum Ronde van Vlaanderen» wirbt neu mit der «Schatzkammer von Fabian». Sein Fanklub («Spartacus», 4000 Mitglieder) hat dort auch das Stammlokal.
Doch weil bei der Streckenbesichtigung neben den Beinen auch der Kopf klar sein muss, wird es nichts mit Fäbus Lieblingsbier Westmalle Tripel (9,5 Alkoholprozente). «Man muss jeden Stein kennen, jede Steigung, jede Kurve, sonst hat man keine Siegchance», sagt der Berner, der die Rundfahrt schon zweimal (2010, 2013) gewann.
Er liebt die Rennen in Flandern. «Eine einzigartige Atmosphäre. Ein Volksfest. Die Zuschauer sind fachkundig. Respektieren deine Leistung, auch wenn du nicht gewinnst.» Aber das Training ist für ihn dort eine Qual. «Das Gelände ist eintönig, immer gleich flach, immer die gleichen Ecken.»
Wenn er auf dem Velo «hurti den Grind» lüften, anhalten oder einen Kaffee trinken will, kann er sich vor den Fans – jung und alt – kaum retten. «Ich kann gar eine Sonnenbrille tragen, ich werde trotzdem erkannt. Alle umringen mich. Das kann sehr mühsam werden. Schliesslich sollte ich ja noch trainieren.»
Die Besichtigung der neuen Strecke hat er dennoch in aller Ruhe erledigt. «Ohne Töff mit TV-Kameras», sagt sein Sportchef Dirk de Mol. «Wir wählten extra den Tag von ‹Quer durch Flandern›. Die Medien waren dort engagiert und beim Besuch des US-Präsidenten Obama.»
Heute fährt Cancellara den «E3 Harelbeke». Eines von sechs Vorbereitungsrennen auf die Flandern-Rundfahrt innert acht Tagen. Seit 2010 hat er die «kleine Flandern-Rundfahrt» mit 17 Rampen und 4 Pavés-Abschnitten dreimal gewonnen. Gehört wieder zu den grossen Favoriten. Am Sonntag ist dann der Klassiker Gent–Wevelgem an der Reihe.