Die Störche sind noch da. Margritli blühen. Es ist bereits November, aber im Mittelland ist es noch viel zu mild. Die Radprofis profitieren. Die Freunde Gregory Rast (34, Team Trek) und Michael Schär (28, BMC) duellieren sich im Training auf dem Velo statt wie früher auf den Langlaufski.
Fabian Cancellara (33) trainiert rund um Bern meistens allein. «Vier bis fünf Stunden am Tag sind es schon», sagt er stolz. Spricht man mit ihm, dann spürt man seine Vorfreude auf die 15. Saison als Berufs-Rennfahrer. «Unglaublich, ich staune über mich selbst. Auf dem Velo spüre ich grösste Freude. Es macht unheimlich Spass draussen in der Natur.»
Cancellara redet über seine Saisonziele. Die Klassiker im Frühjahr, die Tour de Suisse. Und den Angriff auf den Stunden-Weltrekord. Wann und wo Cancellara attackieren will, lässt er offen.
Doch wer ihn kennt, der weiss: Seinen Namen liest er lieber neben dem von Eddy Merckx (49,431 km 1972 in Mexiko) als neben Matthias Brändle (jetziger Rekordhalter mit 51,852 km).
Weil er mit seinen Siegen Geschichte schreiben will, wird Cancellara nach den alten Regeln antreten – à la Merckx. Und zwar wie der Belgier in Mexico City.
Dabei hat der Weltverband UCI die Regeln eigentlich geändert. Rekordversuche können nun plötzlich mit jedem für die Ausdauerwettbewerbe auf der Bahn zugelassenen Velo gefahren werden. Also auch mit Triathlon-Lenker und mit verschalten Laufrädern.
Cancellara ist verärgert: «Von dem Moment an, als wir von Trek laut über den Angriff auf den Stunden-Weltrekord redeten, änderte die UCI plötzlich das Reglement.» Er hatte sich auf die ursprüngliche Tour eingestellt: mit einem klassischen Bahnvelo mit Dreiecksrahmen, gewöhnlichem Rennlenker und mit Speichenrädern.
Nach langen Gesprächen mit Trek hat sich Fabian Cancellara erst diesen Herbst wieder mit dem Stunden-Weltrekord befasst. Und sich dafür entschieden. Aber nach den eigenen Regeln.