Alena Ehrenbold surft auf der Erfolgswelle. Sinnbildlich. Denn als Film-Regisseurin macht sich die Luzernerin einen Namen. Steht sie selbst auf dem Brett, liebt sie die hohen, sich überschlagenden Wellen. Die sogenannten Tubes. «Das ist meine Passion», sagt die 36-Jährige, «darauf habe ich mich spezialisiert.» Als eine der wenigen Frauen.
Seit 2009 gehört Ehrenbold der Schweizer Surf-Nati an, gewinnt 2010 die Schweizer Meisterschaften und ist derzeit amtierende Vize-Schweizer-Meisterin. Eine Profi-Surferin ist sie aber erst seit 2015. Davor arbeitet die Pionierin daneben sechs Jahre als Gymnasiallehrerin. Ein Beruf, den sie ebenfalls liebt. «Deshalb ist es mir vor vier Jahren schon auch schwergefallen, diesen Schritt zu gehen und das Leben als Lehrerin aufzugeben. Ich wusste nicht, was mich erwartet.»
Denn Ehrenbold ist nicht primär eine Wettkampf-Surferin, sondern eine Free-Surferin. Das bedeutet, sie wird für Kampagnen gebucht, für Werbe-Drehs auf dem Surfbrett oder Model-Jobs in diesem Zusammenhang. «Ich gegen die Welle, das ist für mich ohnehin der spannendste Wettkampf.» Tägliches Training ist für die Sportlerin dennoch ein Muss und fällt ihr manchmal schwer. Denn eine Trainings-Infrastruktur gibt es in der Schweiz keine.
Hab und Gut in 2 Koffern
Deshalb weilt sie oft in Frankreich, «das liegt nahe und die Wellen sind gut». Planbar sind aber weder die Wetter- und Wasserbedingungen: «Wenns heftig ist, bin ich oft die einzige Frau im Wasser.» Ebenso wenig ihr Leben: «Ich weiss manchmal nicht, was am nächsten Tag ist.» So ist praktisch ihr ganzes Hab und Gut immer in zwei Koffer gepackt. Erreicht sie eine Anfrage, kann sie sofort los.
Auf ihren Surf-Reisen verfasst Ehrenbold, die auch einen Master in Wirtschaft der Uni Zürich besitzt, gelegentlich Artikel für Fachmagazine. Fasst ihre Leidenschaft in Wort und Bild, lebt so ihre kreative Ader aus, geht Fragen aus dem Leben auf den Grund, die sie beschäftigen. Als auch noch Bewegtbild und Ton dazukommen, wird das Filmemachen zum Thema. Beim ersten Streifen 2014 ist sie eine der vier Produzenten.
In ihrer Surf-Welt trifft sie immer wieder inspirierende Menschen, deren Geschichten sie erzählen möchte. Wie zuletzt Robin Goffinet (35), ein Surfer und Tüftler, der in seiner Hütte an der charakteristischen, wilden Küste der Bretagne selbst Surfbretter herstellt. Aber nur für jene Surfer, die persönlich beim Franzosen vorbeikommen. Ehrenbold tut dies. Denn als ihr Brett bei einer Schweizer Meisterschaft nicht optimal für die herrschenden Bedingungen war, durfte sie ein von Goffinet gefertigtes Brett ausleihen. «Ich wollte sofort so eines.» Mittlerweile besitzt sie vier von ihm.
Einen Einblick in Goffinets Leben gibt Ehrenbold in ihrem fünften, neuesten Kurzfilm «TAN» (erschienen 2018), bei dem sie Regie geführt sowie das Skript geschrieben hat. Für das tiefgründige Porträt hat die Filmemacherin bis jetzt bereits neun Preise gewonnen!* Sie sieht sie als Wertschätzung für ihre Arbeit. Nicht mehr, nicht weniger. Denn das Surfen ist einfach ihre Passion – mit all seinen Facetten.
«Eins mit der Natur»
«Dieser Sport ist eine Lebenseinstellung.» So ist bei der Luzernerin auch nicht gleich das Wettkampf-Fieber ausgebrochen, als 2016 bekannt geworden ist, dass Surfen 2020 in Tokio olympisch ist. Denn Schweizer dürften die Qualifikation kaum schaffen, frühestens 2024 in Paris bestünde die Chance, wenn das Teilnehmerfeld grösser sein wird.
Trotz dieser Aussichten: Ehrenbold würde die Schweiz gerne an Olympia vertreten oder eines Tages eine Auswahl zum Beispiel als Trainerin unterstützen. Sie sagt aber gleichzeitig: «Das Gefühl, die perfekte Welle zu reiten, ist für mich mehr Bestätigung als jeder Preis eines Wettkampfes. Man wird eins mit der Natur.»
Filmemacherin und Surferin Alena Ehrenbold (36) hat das Schweizer Surf Film Festival ins Leben gerufen, dessen Premiere Ende April in Luzern war. Dort hat die Surf-Pionierin für ihren neuesten Kurzfilm «TAN» die Auszeichnung «Honorary Mention» gewonnen. Nach Preisen an Festivals in Frankreich, Portugal und den USA ist dies bereits der neunte Award für ihr Porträt über den französischen Surfer Robin Goffinet.
Filmemacherin und Surferin Alena Ehrenbold (36) hat das Schweizer Surf Film Festival ins Leben gerufen, dessen Premiere Ende April in Luzern war. Dort hat die Surf-Pionierin für ihren neuesten Kurzfilm «TAN» die Auszeichnung «Honorary Mention» gewonnen. Nach Preisen an Festivals in Frankreich, Portugal und den USA ist dies bereits der neunte Award für ihr Porträt über den französischen Surfer Robin Goffinet.