Blick.ch traf Markus Ryffel zum Chat im schönen Café Rathaus Odeon in der Berner Altstadt.
Hier lesen Sie alle Fragen und Antworten.
Roli Fitschi, Edinburgh: Sind sie auch als Trainer tätig?
Markus Ryffel: Im Hobby- und Breitensport bin ich als Trainer tätig. Seit 25 Jahren leite ich die Ryffel Running-Aktivferien. So zum Beispiel im Herbst in St. Moritz (siehe im Netz www.ryffel.ch/aktivferien). Zudem betreue ich meinen Sohn Christoph (18), der vom Unihockey in die Leichtathletik gewechselt hat und mit 14.57 die Juniorenbestenliste über 5000 Meter anführt. Er trainiert fünf bis sechsmal in der Woche.
Ruth, Humlikon: Verfolgen Sie die Olympischen Spiele?
Markus Ryffel: Ich verfolge die Spiele so gut es geht. In den späten Abendstunden hole ich nach, was ich durch den Tag wegen meiner Arbeit verpasst habe. Cancellara habe ich live gesehen. Und auch für Viktor Röthlin, den ich gut kenne, werde ich mitten in der Nacht aufstehen. Übrigens: Viktor hat mir vor 15 Jahren meinen Junioren-SM-Rekord über 10000 Meter weggeschnappt. Er ist bisher der einzige Schweizer Junior, der die 25 Runden unter 30 Minuten gelaufen ist (genaue Zeit 29.47).
Schälleursli, Chur: Gibt es in ihrem Sportgeschäft auch eine Art Museum von ihnen?
Markus Ryffel: Bei Ryffel Running in Uster an der Seestrasse 102 gibt es eine solche Hall-of-Fame. Dort gibt es Schuhe, Wettkampf-Dresses (auch von den Gegnern – man tauscht ja auch untereinander) und Bilder, mehrheitlich Schwarz-Weiss, zu sehen. Aufnahmen von 1973 bis und mit heute hängen an der Wand. Ein Besuch lohnt sich.
Pete Bondurant: Wann, denken Sie, werden Ihre Schweizer Rekorde über 3000 und 5000 Meter geknackt?
Markus Ryffel: Hoffentlich demnächst. Im Hinblick auf London in vier Jahren hoffe ich, dass der Rekord geknackt wird. Einer der Kandidaten ist sicher Philipp Bandi.
Ruth, Humlikon: Laufen Sie immer noch viel?
Markus Ryffel: Ich laufe jeden zweiten Tag. Am liebsten in den frühen Morgenstunden an der Aare. Einmal in der Woche mache ich Nordic Walking. Im Herbst absolviere ich zusammen mit Kunden von Ryffel Running den Marathon in New York.
Vreni: Wie war das Wetter damals n L.A.?
Markus Ryffel: Bei meinem Silbermedaillen-Gewinn 1984 war es sonnig, 25 Grad, wolkenlos – dh. der Smog hatte sich an diesem Tag verzogen. Gute, nicht gerade ideale Bedingungen.
marc strimer, adetswil: Stimmt es eigentlich, dass Sie in erster Linie ein so guter Läufer geworden sind, weil Sie in ihrer Jugend oft als Ausläufer der elterlichen Metzgerei «antraben» mussten?
Markus Ryffel: Das ist richtig. Meine Eltern hatten ein Restaurant und eine Metzgerei in Uster. Der schnelle Auslieferdienst war ich. Täglich lieferte ich Fleisch aus, fuhr mit dem Fahrrad 20 – 30 Kilometer. Dieses Kraft- und Ausdauertraining war die ideale Vorraussetzung, für in die Weltklasse vorzustossen. Als Vergleich: Bei den Kenianern sind es die langen Schulwege.
Wie viel fettige Würste verzehrt der Metzger Sohn Ryffel heute?
Markus Ryffel: Mindestens eine pro Woche.
Wie sollte sich ein ambitionierter Hobby-Läufer ernähren?
Markus Ryffel: Ausgewogen und marktfrisch. Wichtig sind die Kohlenhydrate, das ist das Benzin des Ausdauersportlers. Bei Röthlin die berühmte Rösti.
Eli, Engadin: Wieviele Kilometer rennen sie heute noch pro Woche?
Markus Ryffel: Rund 40 Kilometer. Im ganzen Leben habe ich rund 180000 Kilometer zurückgelegt.
Die Spiele in Los Angeles wurden damals von der DDR und Sowietunion boykottiert. Hätten Sie auch Silber gewonnen, wenn die Stars aus dem Osten gestartet wären?
Markus Ryffel: Laut Weltbestenliste hätten die genannten Ländern keine namhaften Gegnern gehabt. Bei Äthiopien hätte es starke Konkurrenten gehabt, zum Beispiel der Doppel-Olympiasieger von 1980 über 5000 und 10000 Mirus Yfter.
Eli, Engadin: Was trauen sie Viktor Röthlin zu?
Markus Ryffel: Viktor wirkt enorm energiegeladen. In Osaka hat er unter gleichen Witterungsbedingungen bewiesen, dass er Nerven aus Stahl hat. Er hat eine Riesen-Chance, eine Medaille zu gewinnen.
Helena Serone, Basel: War Leichtathletik früher sauberer? Die Sportler heute sehen alle aus wie Schwarzenegger zu seiner besten Bodybuildingzeit...
Markus Ryffel: Schwarze Schafe gab es immer. Der 100-Weltrekordler Bolt war schon zu seiner Jugendzeit weltweit die Nummer 1. Der Olympiasieg war schlussendlich die Krönung.
Kushtrim Sharabandi, Buchs: Guten Tag Herr Ryffel, ich bin jetzt 25 Jahre alt und möchte mit dem Laufsport beginnen, denken Sie, dass ich, wenn ich hart trainiere, in ein bis zwei Jahren Ihre Rekorde knacken kann?
Markus Ryffel: Das ist eher unwahrscheinlich. In der Ausdauerdisziplin Langstreckenlauf ist eine Marathonteilnahme mit einem gutem Resultat realistisch.
Herr Ryffel, Auf welchem Platz sind sie eigentlich heute mit ihren 13.04 oder 13.05?
Markus Ryffel: Mein Rekord ist 13.07.54. Schätzungsweise weltweit die Nummer 52.
Hübscher Jürg, Bülach: Mit Pastaparty jeweils am Vorabend eines grösseren Laufes werden m.E. lediglich Einnahmen des Veranstalters erhöht. Einerseits ist doch die regelmässige Einnahme von Kohlenhydraten wichtig, andererseits kann diese am Abend problematisch sein.
Markus Ryffel: Mit einer Pasta-Party wird ein Greifenseelauf oder ein Lucern-Marathon stimmungsmässig lanciert. Wer Pasta nicht verträgt, dem empfehle ich die berühmte Vik-Rösti, beides führt kaum zu einem Klumpen im Magen, wenn auch genügend sportgerechte Flüssigkeit eingenommen wird.
Philipp: Gibt es Affären unter den Teilnehmern im Olympischen Dorf?
Markus Ryffel: Da ich 1984 am Schlusstag im Einsatz war, hatte ich kaum Zeit, mich um irgendwelche Affären zu kümmern.
Hübscher Jürg, Bülach: Mit Läufen bis zu Marathonveranstaltungen kann ich meinen Bauchumfang nicht reduzieren. Ist dazu Krafttraining nötig oder gibt es spezielle Trainingseinheiten im Joggingbereich zur Reduzierung des Bauchumfanges?
Markus Ryffel: Krafttraining als Ergänzung zum Ausdauertraining ist eine entscheidende Vorraussetzung, um Gewicht zu reduzieren. Übungsinhalte siehe www.ryffel.ch/training. Begleitend dazu sollte aber auch die Energieaufnahme so gestaltet werden, dass der Output grösser ist als der Input.
marc strimer, adetswil: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn heute bei Olympia von den Kommentatoren jede Medaille mit einem Verdacht auf Doping verknüpft wird?
Markus Ryffel: Weltklasse-Leistungen sind auch heute ohne Doping möglich, nicht nur von Schweizer Athleten...
Herr Ryffel,Was halten sie vom jamaikaner Bolt. ist da alles im Lot?
Markus Ryffel: Ich habe meine Meinung bereits gesagt. Bolt bringt einzigartige Vorraussetzungen mit, um später Olympiasieger in Weltrekordzeit zu werden.
Der Berner ist 19-facher Schweizer Meister und hält noch heute den Schweizer Rekord über 3000 und 5000 Meter.
Im Anschluss an seine sportliche Karriere gründete er mit seinem Bruder die Ryffel Running AG, ein Sportfachgeschäft. Unter anderem engagiert sich Ryffel für den Schweizer Frauenlauf und den Internationalen Greifenseelauf.
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Fragen Sie, was Sie schon immer von David Dollé, Paul Laciga, Thomas Frischknecht, Simone Oberer und anderen Sport-Promis wissen wollten.
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