Wendy Holdener lacht, wirkt gelöst und entspannt. Sie geniesst es, erstmals in ihrem Leben einen Kimono, eine traditionelle japanische Tracht, zu tragen. In diesem Moment sind Schnee, Ski und der Kampf um Hundertstel meilenweit weg. «Seit ich im Weltcup bin, habe ich nie richtige, lange Ferien gemacht. Nach dem letzten Winter war ich aber ausgebrannt. Darum bin ich länger untergetaucht als sonst», erzählt sie. Mittlerweile ist Wendy wieder aufgetaucht. Zu Hause in Unteriberg SZ spricht sie begeistert über ihren vierwöchigen Asien-Trip nach der Ski-Saison.
«Brutaler als High Heels»
Wobei sie gleich einhakt: «Das Bild mit dem Kimono täuscht. Es war zwar ein cooles Erlebnis – allein das Einkleiden dauerte fast eine Stunde. Was man aber nicht sieht: Ich habe auch gelitten.» Warum denn? «Die Plastiksandalen, welche zur Tracht dazugehören, machten mich fertig. Sie waren steinhart, und ich lief drei Stunden so herum. Brutaler als High Heels», so Wendy lachend.
Neben Japan bereiste die Olympiasiegerin auch Thailand. «Da war ich auf der berühmten «Full Moon Party» in Ko Pha-ngan. Die grösste Party weltweit», erzählt Holdener. Alles super, «nur waren es etwas zu heisse Temperaturen für meinen Geschmack». Wendy besuchte auch ihren Bruder Steve in Hongkong, sah in Japan Sumo-Ringer («Unsere Schwinger sind schon viel athletischer») und kraxelte über die Chinesische Mauer. «Verrückt, eine so dicke Mauer, über Tausende Kilometer in die Landschaft gebaut – ohne Maschinen, nichts. Es war anstrengend, ging rauf und runter. Ein gutes Training.»
Besuch bei der Olympiasieger-Wand
Mit dabei: ihr zweiter Bruder Kevin. Und in China auch ihr langjähriger Freund Nico Caprez. Mit ihm erkundete Holdener Peking und dort das olympische Gelände der Sommerspiele 2008. Als Tennis-Fans machten sie dabei auch vor der Olympiasieger-Wand Halt, wo Roger Federer und Stan Wawrinka verewigt sind.
Ganz ohne sportliche Komponente war Holdeners Peking-Besuch also nicht. Weil dort 2022 die Olympischen Winterspiele stattfinden, wollte sie sich schon frühzeitig mit Land und Leuten befassen. So wie vor Olympia 2018 in Pyeongchang, als sie Südkorea bereiste.
«Dadurch habe ich nicht das Gefühl, während der Spiele etwas zu verpassen. Dann habe ich keine Zeit für solche Dinge», sagt sie. Ein gutes Omen, schliesslich holte Wendy in Pyeongchang Gold, Silber und Bronze.