«Es war wie in einem Gefängnis!» Der Deutsche Rodler Tobias Arlt (34) erlebte in China während eines Aufenthaltes für ein Weltcuprennen einen Albtraum. Weil einer seiner täglichen Corona-Tests positiv war, wurde er in ein Quarantänehotel gesteckt. Dieses sorgte für die eine oder andere böse Überraschung. Mit einer Videokamera hält Arlt die lebendige Stimmung fest, die auf seinem Bett herrscht. Kakerlaken marschieren über den Schlafplatz des Doppel-Olympiasiegers. Die kleinen Tiere haben es sich auch im Bad und auf dem Boden gemütlich gemacht. «Ich war fassungslos. Ich dachte, es sei ein Scherz,» sagte der deutsche Rodler im «ZDF».
Nach über 48 Stunden war der Spuk vorbei. Mehrere negative Nachtests liessen den Sportler aufatmen. Bereits zuvor sorgte die eine oder andere Massnahme der Chinesen für Kopfschütteln. «Nach dem 1. Training fuhr der Krankenwagen vor, nahm mich in der vollen Rodelausrüstung mit und schaltete dabei noch das Blaulicht ein.»
Konsequenzen nach Quarantäne-Schock
Rodlerin Natalie Geisenberger (33) bemängelte noch etwas ganz anderes: «Wir hatten zwei Wochen keinen Reisepass. Selbst wenn ich früher nach Hause wollte, hätte ich keine Möglichkeit dazu gehabt.»
In weniger als drei Monaten findet in Peking die Eröffnungsfeier statt. Ob es dann anders zu und her gehen wird? «Ich erwarte vom IOC, dass die Quarantänehotels begutachtet werden und sichergestellt wird, dass die Umstände menschenwürdig sind», meint Arlt. Sein Teamkollege Tobias Wendl (34) setzt noch einen oben drauf: «Es wäre gut, wenn die Chinesen den Menschen mehr Mensch sein lassen würden.»
Um gar nicht erst auf mögliche Verbesserungen angewiesen zu sein, könnte man auch einfach die Olympischen Spiele boykottieren. «Wir trainieren vier Jahre für diesen Moment. Wir sind dazu gezüchtet worden, Leistung zu bringen,» eine Absage käme für Wendl einem geplatzten Traum gleich. Eine erste Konsequenz hat Artl nach dem Quarantäne-Schock aber bereits gezogen: «Ich werde für einen Weltcup nicht mehr dorthin reisen.» (nab)