In meinen 35 Jahren als Skisprung-Reporter bin ich auch im Geiste viel gesprungen. Nie oben geblieben – immer gelandet! Vor allem habe ich die gute Zeit mit Simon Ammann erlebt.
Am 26. Dezember 1997 in St. Moritz sah ich Klein Simi zum ersten Mal. Dank Odilio del Curto, dem genialen Schanzenbauer. Im Training stand ich neben ihm am Schanzentisch. Ich höre noch heute seine Worte: «Wenn der Simi nur einmal die Kante richtig trifft, dann siehst du diesen begnadeten Flieger nicht mehr.»
Ein exzellenter Skispringer und grosser Sympathieträger
Wie recht der Vater des Hockey-Trainers Arno del Curto hatte. Simon Ammann, 16-jährig, 1,60 Meter gross und 42 Kilo leicht, landete auf der 94-m-Marke – Bestweite. Und das mit dem geringsten Anlauftempo aller 57 Starter.
Simon Ammann wird ein exzellenter Skispringer. Ein grosser Sympathieträger. Ein Athlet, der sich immer wieder an neue Regeln anpassen musste. Dabei nie sein Fluggefühl verlor. Stets musste er sich die technischen Elemente wieder von der Basis neu erarbeiten. Sein Motto: «Wer grosse Sprünge machen will, muss zwischendurch auch wieder Anlauf nehmen.»
Simi, der Zauberstab-Athlet
Odilio Del Curto ist 1999 gestorben. Die Schanze in St. Moritz gibt es nicht mehr. Und der viermalige Olympiasieger Simon Ammann macht heute an seinen siebten Spielen (Schweizer Rekordhalter) seine letzten Sprünge.
Er wird als «Zauberstab»-Athlet in die Geschichte eingehen. Als Mitentwickler dieser revolutionären Bindung mit dem gebogenen Stab. Ammann gewann damit in Vancouver 2010 zweimal Gold, dominierte den Weltcup und wurde überlegen Skiflug-Weltmeister. Schade nur: Ein zweiter Klein Simi ist weit und breit nicht in Sicht.