Wenn Beat Tschuor (53) spricht, breitet sich rasch ein wohliges, gutes Gefühl aus. Er ist zwar nicht sehr emotional, wirkt aber auch nicht distanziert, sondern hört zu, ist interessiert. Für einen Spruch ist dabei immer Platz. Vor allem ist Tschuor aber etwas: Der Baumeister der Schweizer Frauen-Medaillen in Peking. Dreimal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze – nie war ein Frauen-Cheftrainer erfolgreicher.
Tritt er nun, auf dem Höhepunkt, ab? «Nach der Saison gehe ich in die Verhandlungen. Von mir werden Erfolge gefordert, nun konnten wir einige feiern. Meine Ausgangslage ist auf jeden Fall komfortabler, als damals, als ich angefangen habe», so Tschuor.
Damals, das war im Sommer 2018. Tschuor übernahm das Team von Hans Flatscher, der sich seither bei Swiss-Ski um den Nachwuchs kümmert. Einen grossen Namen hatte der Bündner nicht. Aussenstehende kannten den dreifachen Familienvater nicht, obwohl er bereits in diversen Funktionen beim Verband tätig war. Tschuor hatte zu dieser Zeit den Ruf, ein harter Hund zu sein. Einige fragten sich: «Kann das gut gehen? Hat er das nötige Feingefühl, das es für diesen Job braucht?»
Arbeit in Argentinien prägte Tschuor
Tschuor beweist seit Jahren, was in ihm steckt. Nicht nur, aber auch, weil der Sommer 2012 in stark prägte. Rückblick. Damals reiste er nach Argentinien, um Skilehrer auszubilden. Dort gab es wenig Infrastruktur, kaum Professionalität und noch weniger Annehmlichkeiten. Das erdete Tschuor einerseits, anderseits wurde er feinfühliger. «Ich habe mich verändert und bin ich kein Hardliner mehr», erzählt er.
Seine gewonnene Empathie kommt gut an – die Erfolge sprechen für ihn. Bleibt die Frage: Wie wird er nun zu Hause feiern? Tschuor: «Ich werde es geniessen, mit meiner Frau zu sein. Sie arbeitet im Kinderspital in St. Gallen und wir mussten ständig aufpassen wegen einer Ansteckung. Das war hart. Doch nun können wir auch mal kurz entspannen.»