Nationaltrainer Gisiger macht sich Vorwürfe
«Ich bin mitschuldig an Küngs Sturz»

Ohne Stefan Küng hat der Schweizer Bahnvierer in Rio null Medaillenchancen. Denn keiner kann die Lokomotive ersetzen.
Publiziert: 24.06.2016 um 08:54 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:25 Uhr
1/4
Vierer-Trainer Gisiger muss in Rio auf «Muni» Küng verzichten.
Foto: KEY
Hans-Peter Hildbrand

Stefan Küng (22) startet nach seinem Sturz nicht an den Olympischen Spielen in Rio. Er hat sich das Schlüsselbein und das Becken gebrochen (gestern im BLICK). Während der Radprofi in St. Gallen im Spital liegt, macht sich Bahn-Nationaltrainer Daniel Gisiger (61) grosse Vorwürfe: «Ich bin mitschuldig an Stefans Sturz.»

Gisiger hat den Organisatoren der Meisterschaften in Martigny VS bei der Streckenbesichtigung grünes Licht gegeben. «Die Strecke ist am Limit. Aber sollen wir im Unterwallis auf der Autobahn hoch und dann wieder runter? Dann hätte der Wind die Meisterschaft zu stark beeinflusst.»

Zudem wird es in der Schweiz immer schwieriger, Strassen auch nur einigermassen abzusperren. Ausser die Tour de France kommt, dann werden sogar Tramschienen (wie in Bern) zugeklebt. Aber beim Zeitfahren in Martigny waren selbst die drittklassigen Karrenwege nur schlecht abgesperrt.

Stefan Küng hat die Strecke dreimal rekognosziert – und ist doch gestürzt. Warum? Die Erklärung von Gisiger: «Der Ehrgeiz hat Stefan gepackt. Ich habe lieber einen Draufgänger der gewinnt als einen Hosenscheisser der bremst. Ich habe ihn gerne so wie er ist.» 

Stefan Küng, im Bahn-Vierer nennen sie ihn nur den «Muni», übernimmt die volle Verantwortung für den Sturz. «Ich war in der Abfahrt zu schnell in dieser Kurve», hat er den Nationaltrainer am Telefon beruhigt. Die Streckenverhältnisse seien nicht schuld. «Ich bin noch jung. Ich habe noch Zeit, um an den nächsten Olympischen Spielen 2020 in Tokio zu starten.»

In Rio wird erst einmal nichts aus der angestrebten Medaille. Mit Küng fehlt die Lokomotive, der Schweizer Rekord (3:56,791) wird nicht zu brechen sein. Die WM im Frühjahr in London hat gezeigt: Ohne Küng fährt es sich mit 4:02,066 zu langsam – nur Rang 9.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?