Junioren-Weltmeisterin Luce Douady (†16) stürzte 150 Meter in die Tiefe
«Ihr Tod macht mich traurig, aber...»

Wie gefährlich ist Klettern? Diese Debatte tauchte nach dem Tod der Französin Luce Douady auf. Boulder-Weltmeisterin Petra Klingler (28) erklärt, worauf es ankommt.
Publiziert: 27.06.2020 um 14:02 Uhr
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Petra Klingler ist einer der weltbesten Kletterinnen. In der Disziplin Bouldern wurde sie Weltmeisterin. Sie spricht über den Tod ihrer Berufskollegin Luce Douady...
Foto: Getty Images
Mathias Germann

Die Nachricht schockierte nicht nur die Kletter-Welt. Am 14. Juni verunglückte die Junioren-Weltmeisterin Luce Douady bei einem Ausflug in der Nähe von Grenoble (Fr) tödlich. Sie wurde nur 16 Jahre alt.

«Ich erfuhr es durch einen Kollegen», sagt Petra Klingler (28). Die Schweizer Boulder-Weltmeisterin kannte die aufstrebende Douady von mehreren Indoor-Wettkämpfen. «Sie war immer sehr aufgestellt und lachte viel. Was passiert ist, macht mich traurig. Es ist erschütternd», so Klingler.

Sturz nicht beim Klettern

Die Zürcherin erfuhr nach und nach mehr Details über den Tod. Klingler: «Das Tragische an dem Unfall war, dass er beim Zustieg zur Kletterwand nach einem Fehltritt passiert ist und nicht beim Klettern selber.» Tatsächlich wurde dies in den Medien oft anders dargestellt. «Letztlich ist das nicht entscheidend. Luce ist nicht mehr da – das ist das Schlimmste. Alpines Klettern bringt ein gewisses Risiko mit sich, doch man kann nicht pauschal behaupten, dass Klettern gefährlich ist», verteidigt Klingler ihre Sportart. Klettern sei schliesslich nicht Klettern, so Klinger. Man müsse da differenzieren.

«Das Risiko beim Alpinen Klettern und vor allem dem Solo Klettern (ohne Seil) ist dagegen vorhanden. Wind, Wetter, Schnee und Felsen sind nie zu 100 Prozent einzuschätzen – das ist die Natur. Das, was ich und auch was Luce machte, ist aber nicht gefährlich.» Gemeint ist das Sportklettern, einer von vielen Disziplinen im Klettern. Hier ist man immer gesichert und erklimmt keine Gebirge in der freien Natur.

«Mich reizt das Risiko nicht»

Entweder ist man dabei durch Seile gesichert (Leadklettern), oder die Sturzhöhe ist gering (Bouldern). Matten am Boden schützen zudem die Athleten, falls etwas passieren sollte. Klingler: «Es gibt einfache Regeln, die man beim Sportklettern beachten muss. Ich selbst habe mich noch nie schwer verletzt. Mich reizt das Risiko nicht, ich konzentriere mich aufs Sportklettern. Das ist meine Welt.»

Der Tod ihrer jungen, aufstrebenden Kletter-Kollegin aus Frankreich beschäftigt die Schweizer Top-Athletin dennoch – wie sollte es anders sein. Klingler führt aus: «Ich denke, dass uns Luce an einem für sie schönen Tag verliess. Sie war unterwegs zu dem, was sie am liebsten machte – ihrer Passion und Leidenschaft: Klettern.»

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