Aufstand der Athleten gegen Olympia
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IOC hält am Tokio-Termin fest:Aufstand der Athleten gegen Olympia

IOC hält am Tokio-Termin im Juli fest
Aufstand der Athleten gegen Olympia

Keine Absage oder Verschiebung. Trotz Corona-Krise hält das IOC am Termin für die Olympischen Spiele in Tokio fest. Einige Athleten können es nicht glauben.
Publiziert: 18.03.2020 um 13:53 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2020 um 17:02 Uhr
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Ist Olympia immun gegen das Coronavirus? Zumindest will das IOC trotz der weltweiten Krise am Mega-Event im Juli festhalten.
Foto: AFP
Stefan Meier

Höher, schneller, weiter – und sturer. Es macht derzeit den Eindruck, als ob das olympische Motto angepasst werden müsste. Während der Sportkalender weltweit zusammenbricht, will das Internationale Olympische Komitee IOC eisern am Olympia-Termin für die Spiele in Tokio festhalten. Das IOC bekräftigt seinen Willen, die Sommerspiele vom 24. Juli bis 9. August in der japanischen Metropole durchzuführen.

Verschiebung oder Absage? Kommt anders als etwa bei der Fussball-Euro oder den French Open im Tennis nicht in Frage. «Das IOC setzt weiterhin voll und ganz auf die Spiele in Tokio 2020. Mehr als vier Monate vor den Spielen sind derzeit keine einschneidenden Entscheidungen zu treffen», teilt das IOC am Dienstag nach einer Sitzung mit allen Fachverbänden der 33 Sommersportarten mit. Ein Plan B wird nicht präsentiert. Jede Spekulation sei derzeit kontraproduktiv.

Das mag im Ansatz stimmen. Panikmache wäre nicht zielführend. Doch es ergibt sich ein Problem, welches das IOC derzeit noch auszublenden scheint. Die Lage der Athleten verschlechtert sich von Tag zu Tag in den verschiedensten Ländern weltweit.

Sportler sollen sich «so gut wie möglich» vorbereiten

Manchenorts herrscht eine Ausgangssperre. Sonst sind zumindest Trainingsanlagen geschlossen. Auch Einzelsportler sind in ihrer Vorbereitung massiv eingeschränkt. Andere Athleten sind infiziert, ganze Teams befinden sich in Quarantäne.

Und was macht das IOC? Es ermutigt alle Sportler, sich weiterhin «so gut wie möglich» auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Man werde sie bestmöglich dabei unterstützen.

«Ich möchte wirklich, dass sie die Spiele verlegen»

Einige Athleten wehren sich nun gegen das Vorgehen des IOC. Die Unsicherheit ist gross. Der Aufstand ist vorprogrammiert. Der Zehnkampf-Weltrekordler Kevin Mayer spricht in der L’Équipe Klartext. «Ich möchte wirklich, dass sie die Spiele verlegen», sagte er dort auf der Titelseite. «Und dass sie sie nicht ganz absagen.»

Er ist in Frankreich von der Ausgangs-Sperre betroffen, kann nicht trainieren, hat keine Chance auf Wettkämpfe und die Qualifikation für Olympia noch nicht im Sack. Was den Olympia-Termin im Juli angeht, hat er grosse Zweifel am IOC. «Wenn sie sich darauf versteifen, kann uns das nur sagen, dass sie immer weniger an die Athleten und immer mehr an die finanziellen Verluste denken.» Logisch, dass diese immens wären, Japan hat 20 bis 30 Milliarden US-Dollar in das Olympia-Projekt investiert.

«Sie setzen uns einem Risiko aus»

Mayer steht nicht allein da. Siebenkampf-Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson ärgert sich ebenfalls. «Es ist mir nicht möglich, zu trainieren. Mein Trainingslager wurde abgesagt und mein Wettkampfplan muss zerrissen und neu gemacht werden», beschreibt die Britin in einem Statement ihr Problem. «Ich fühle mich unter Druck gesetzt, zu trainieren und die selben Routinen beizubehalten, aber das ist unmöglich.»

Stabhochsprung-Olympiasiegerin Katerina Stefanidi fühlt sich ausgeliefert. «Sie setzen uns einem Risiko aus. Wir alle wollen, dass Tokio stattfindet. Aber was ist der Plan B? Mögliche Optionen zu können hätte grossen Einfluss auf mein Training. Denn jetzt gehe ich Risiken ein, die ich dann wohl nicht eingehen würde», sagt die Griechin gegenüber Reuters. Seit Januar habe sich die Situation dramatisch verschlechtert. «Im selben Zeitraum hat das IOC die gleichen Dinge wiederholt.»

Immerhin in einer Sache bewegt sich das IOC. Dass reihenweise Qualifikationswettkämpfe gestrichen werden, dürfte auf die Selektionen wenig bis keinen Einfluss haben. 57 Prozent der Athleten seien bereits qualifiziert. Für den Rest will man Lösungen finden. Anfang April sollen diese präsentiert werden.

Übrigens: Am Donnerstag soll in Athen das Olympische Feuer an das Organisationskomitee übergeben. Ohne Zuschauer. Ansonsten läuft alles nach Plan.

Olympia darf in der Corona-Krise nicht stattfinden

Olympia im Juli 2020? Kein Problem! Zumindest glaubt das IOC, gegen das Corinavirus immun zu sein. Von einer Absage oder Verschiebung der Olympischen Spiele wollen die Herren der Ringe nichts wissen. Stattdessen stecken sie den Kopf in den Sand und halten die Sportler mit Durchhalte-Parolen bei der Stange gehalten. Dabei ist eigentlich allen klar: Olympia darf in der Corona-Krise nicht stattfinden.

Too Big to fail zählt in der jetzigen Ausnahmesituation nicht. Vielmehr ist Olympia eben viel zu gross, um in Pandemie-Zeiten durchgeführt zu werden. Da hilft es auch nicht, dass die offiziellen Zahlen in Japan mit nur knapp 1000 infizierten vergleichsweise gering sind. Selbst wenn Japan das Problem komplett in den Griff kriegen sollte, kann man dann wirklich die Welt einladen?

Eine Viertelmillion Menschen sind bei den Sommerspielen akkreditiert. Von Athleten, über Journalisten bis hin zu Helfern und Security. Selbst als Geister-Spielen wäre das Risiko angesichts dieser Masse enorm. Und mit Millionen Zuschauern, die im Normalfall dazukommen würden, sowieso. Irrwitzige Zahlen wenn man bedenkt, dass derzeit in Zürich Personenansammlungen ab 15 Personen verboten sind.

Von den Athleten wird verlangt, sich weiter für Olympia vorzubereiten. Trotz Ausgangssperren, geschlossenen Trainingsstätten und erdrückender Unsicherheit. Dabei sein ist alles – und sie sollen alles machen, um dabei zu sein.

Das IOC würde gut daran tun, endlich Alternativen zu diesem Irrsinn zu präsentieren. Denn diese gibt es, darin sind sich Experten einig. Warum nicht den Mega-Event auf 2022 verschieben? Das würde genug Raum lassen für eine vernünftige Vorbereitung und Planung. Der Sommer 2022 ist aufgrund der Winter-WM im Fussball frei. Und die Athleten werden auch dann dabei sein wollen.

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