Die Niederösterreicherin Michaela Dorfmeister ist eine richtig starke Frau. 2006 wurde die Metzgerstochter Olympiasiegerin in der Abfahrt und im Super-G. Und jetzt zieht die mittlerweile 47-Jährige in Pyeongchang als technische Delegierte der FIS in der Jury der Männerrennen die Fäden.
Der heftige Wind in der ersten Olympia-Woche konnte «Dorfi» nicht aus der Ruhe bringen: «Ich habe dank diesen Wetter-Kapriolen sehr viel lernen können. Ich habe zuvor vor allem Erfahrungen bei FIS-Rennen gesammelt, wo ich praktisch alles im Alleingang entscheiden konnte. Aber bei Olympischen Spielen musst du als Jurorin jede Programm-Änderung mit den Medien, den TV-Stationen und dem IOC absprechen. Das ist sehr fordernd, aber eben auch sehr lehrreich.»
4, 5 Millionen Euro in Casinos verprasst
Eine besonders steife Brise hat Dorfmeister dafür als Privatperson in Schieflage gebracht. Ende Juni entpuppte sich ihr langjähriger Lebengefährte und Vater der gemeinsamen Tochter Lea als schwerer Betrüger. Konkret hat Andreas P. Dorfmeisters Kontakte missbraucht. Im Endeffekt wurde er zu einer unbedingten Gefängnisstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt, weil er rund 4, 5 Millionen Euro vor allem in Casinos verprasst hat.
P. soll nicht nur «Geschäftspartner» in den finanziellen Sumpf gezogen haben, sondern dank zwei Lotto-Sechsern weitere sechs Millionen Franken eingestrichen haben. Dieses Geld ist allerdings spurlos verschwunden.
«Ich habe von allem nichts gemerkt, bis ich per Zufall eine vierzeilige E-Mail von einem seiner Kreditgeber gelesen habe», erzählt Dorfmeister. Danach folgte die schlimmste Zeit in ihrem Leben: «Ich war gebrochen. Ich habe unter starken Existenzängsten und Schlafstörungen gelitten. Wenn ich auf die Strasse gegangen bin, habe ich vielsagende Blicke der Leute geerntet. Und ich habe mich selber für diese Geschichte geschämt. Es hat lange gedauert bis ich mir eingestehen konnte, dass ich ja nichts Falsches getan habe.»
Die grössten Sorgen hat sie sich aber um das Wohl ihre neun Jahre alte Tochter Lea gemacht: «Ich hatte Angst, dass sie wegen ihres Vaters in der Schule gemobbt wird. Nachdem die Geschichte öffentlich gemacht wurde, haben zum Glück gerade die Schulferien begonnen. Und als Lea acht Wochen später wieder in die Schule musste, war das Ganze schon etwas abgeflacht. Aber natürlich muss sie sich zwischendurch trotzdem entsprechende Bemerkungen von Mitschülern anhören.»
«Fühle mich in meinem Leben wieder wohl»
Während die Tochter einmal pro Woche mit ihrem Vater telefoniert, hat Dorfmeister den Kontakt zu ihrem Ex komplett abgebrochen. Auch ihr Sparkonto ist durch seinen Betrug belastet worden. «Aber ich bin jetzt in finanzieller Hinsicht wieder so weit, dass ich meine Familie zusammenhalten kann. Und deshalb fühle ich mich jetzt in meinem Leben auch wieder richtig wohl.»
Dorfmeister verdient ihr Geld mit einer Zeitungskolumne. Zudem bietet sie sich für Skitage an und hält an Seminaren Vorträge. Thema: «Wie arbeite ich mich aus einer Krise heraus?»
Es gibt wirklich niemand, der diese Frage besser beantworten kann als Michaela Dorfmeister.
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.
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