Gäbe es doch nur ständig so unterhaltende Pressekonferenzen! Ester Ledecka, die neue Super-G-Olympiasiegerin, betritt mit montierter Skibrille die Bühne. Abziehen? Nein, dass kommt nicht in Frage. «Ich habe kein Make-Up!», so die 22-Jährige – und hat die Lacher ein erstes Mal auf ihrer Seite. «Ich habe mich nicht wie andere Mädchen auf eine Siegerehrung vorbereitet», so die Sensations-Frau aus Tschechien.
Im Snowboard wäre dies sicher anders gewesen. Warum? Weil sie da die Weltbeste ist, Weltmeisterin, Gesamtweltcupsiegerin und Favoritin auf den Olympiasieg im Riesenslalom. Dieser steigt in einer Woche. Aber wird sie da wirklich antreten? «Mein Ski-Coach will nun wohl eher, dass ich die Abfahrt bestreite», so Ledecka lachend. Theoretisch könnte sie aber auch Beides machen, findet doch die Abfahrt am Donnerstag statt.
Nun stellt sich zuerst einmal aber Frage: Wer ist eigentlich diese Frau, die in Pyeongchang eines der grössten Märchen in der Olympischen Geschichte schreibt?
Ledecka ist keine Ski-Exotin
In einem Privat-Team unterwegs, pendelt Ledecka seit jeher vom Ski- zum Snowboard-Weltcup und zurück. Wobei sie im Snowboarden deutlich erfolgreicher ist, im Ski-Weltcup ist der 7. Platz in der Abfahrt von Lake Louise (Ka) im letzten Dezember ihr Bestergebnis.
Das beweist: Ledecka ist keine Ski-Exotin. Aber trotzdem eine Sensation. Und nicht nur auf Schnee, wo sie in einem metallfarbenen «Iron-Woman»-Dress fährt, eine schillernde Figur. Zwar wirkt sie in Interviews scheu, doch das täuscht. Sie sagt: «Ich war ein aussergewöhnliches Kind. Mit zwei fing ich mit Skifahren an, als ich fünf war stand ich dann auf dem Snowboard. Ich hatte Energie ohne Ende», erinnert sie sich.
Das ist auch heute noch so, Ledecka ist ständig unter Strom. Sie spricht vier Sprachen («dazu lerne ich Griechisch»), geht in der Freizeit Kickboxen, spielt Bass in der Band ihres Bruders Jonas, dazu studiert sie Wirtschaft. Ihr grosses Ziel war aber immer, sowohl im Snowboarden als auch beim Skifahren die Beste zu sein. Zu BLICK sagte sie vor einem Jahr: «Alle sagen, dass dies unmöglich ist, das ich verrückt bin. Dann bin ich halt verrückt!»
Ihr Vater ist Schlager-Star in Tschechien
Irgendwie passend ist, dass es auch in Ledeckas Familie die eine oder andere Berühmtheit gibt. Ihr Grossvater Jan Klapac holte mit der Tschechoslowakei zwei Olympia-Medaillen: Bronze (1964) und Silber (1968). Und da ist noch Janek Ledecky, Esters Vater. Er ist daheim in Tschechien ein berühmter Balladen-Sänger.
Zurück zu Ester, die aufgrund ihres enormen Arbeitsfleisses und Six-Packs auch schon «Maschine» betitelt wurde. Es gibt da noch eine dritte Sportart, in der sie sehr gut ist: Windsurfen. Nicht, dass sie das auf Profi-Niveau machen würde. Trotzdem sagt sie an der PK: «Vielleicht mache ich ja 2020 bei den Sommerspielen in Tokio ja das!»
Erneut lachen alle. Spätestens jetzt muss man aber wissen: Dieser jungen Frau ist wohl alles, aber wirklich alles zuzutrauen!
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.
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