Er wollte schon immer fliegen. Bereits als Kind träumte Christophe Smith (57) davon. Doch dabei blieb es nicht. Mit sechs Jahren, damals lebte er mit seinen Eltern in New York, schnappte er sich den Regenschirm und sprang aus dem ersten Stock. «Ich weiss nicht, ob ich mir etwas gebrochen habe. Wir gingen nicht ins Spital. Aber die Schmerzen begleiteten mich für ein paar Monate», erinnert sich Christophe – und lacht.
Dieses Lachen, eine gesunde Portion Wahnsinn und die Freude am Skifahren – das verbindet den gebürtigen Amerikaner mit seiner Tochter Fanny. Mit 15 Jahren kam er in die Schweiz, mit 16 begann er mit Skifahren, arbeitete gleichzeitig für die Bergbahnen in Villars-sur-Ollon. Drei Jahre später hatte er das Skilehrer-Patent.
Sein Geld verdient Christophe heute noch als Skilehrer. Im Sommer unterrichtet er angehende Gleitschirmpiloten. Heute wie damals lebt er mit seiner Familie im waadtländischen Kurort: Drei Kinder haben Christophe und seine Frau Fiona (gebürtige Engländerin): Thibaud (23), Fanny (21) und Lou (12). «Wir haben sie zu Selbständigkeit erzogen. Aber Lou will nicht wirklich», sagt Christophe.
Damit ist sie die Ausnahme. Fanny jedenfalls ging immer ihren eigenen Weg. Seit sie 13 ist, will sie Skicrosserin werden. Weil es damals aber noch keine entsprechenden Strukturen bei Swiss
Ski gab, beschlossen die Smiths, ihren eigenen Weg zu gehen. Papa Christophe suchte einen Coach für seine Tochter. Er wurde fündig in Guillaume Nantermod, Boardercross-Weltmeister 2001. Christophe: «Alle sagten, ich sei verrückt, hätte keine Ahnung, einen Snowboarder zu engagieren.»
Doch die Verrücktheit zahlte sich aus. Fanny gewinnt den Gesamtweltcup, wird Weltmeisterin. Ihr Erfolgshunger ist aber noch lange nicht gestillt. Sie sagt: «Ich habe immer noch grosse Ziele.» In Sotschi will sie zu Gold fliegen. Dieser Drang nach Höherem, der Traum vom Abheben – auch er verbindet Vater und Tochter.