Bei Olympia in Sotschi
Russen tauschten Doping-Proben heimlich aus!

Wie die «New York Times» aufdeckt, soll Gastgeber Russland bei Olympia 2014 in Sotschi massiv betrogen haben. Dutzende Sportler sollen gedopt gewesen sein und Urinproben ausgetauscht worden sein.
Publiziert: 13.05.2016 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:20 Uhr
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Bei den Doping-Kontrolle in Sotschi 2014 ging offenbar nicht alles mit rechten Dingen zu und her.
Foto: KEY

Das Ausmass des russischen Doping-Skandals nimmt dramatische Folgen an. Nach einem Bericht der «New York Times» vom Donnerstagabend hat Gastgeber Russland an den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi stark betrogen.

Mindestens 15 gedopte russische Medaillengewinner, speziell produzierte Doping-Cocktails und in krimineller Manier vertuschte Dopingproben schocken die Sportwelt. Die russischen Sportler sind Teil eines staatlich geförderten Doping-Programmes gewesen.

Die «NY Times» nennt als Quelle der Enthüllungen den damaligen Chef des Anti-Doping-Labors in Moskau, Gregori Rodtschenkow. Dieser gibt zu, in Sotschi in nächtlichen Aktionen unter anderem positive Urinproben ausgetauscht zu haben. Und er hat für Sotschi extra einen Cocktail aus drei verschiedenen Dopingmitteln entwickelt.

«Die Menschen haben die Olympiasieger gefeiert, aber wir sassen da und haben Urinproben ausgetauscht», erzählt Rodtschenkow. Wie er weiter berichtet, wurden die Proben nachts durch ein Loch in der Wand in einen Nebenraum weitergereicht und dort mit sauberem Urin, der Monate zuvor gesammelt wurde, ausgetauscht.

Auch Namen werden erstmals genannt. Zu den Sündern sollen Bob-Doppel-Olympiasieger Alexander Subkow, Langlauf-Olympiasieger Alexander Legkow und Skeleton-Olympiasieger Alexander Tretjakow zählen. Auch das gesamte Frauen-Eishockey-Team (!) sei gedopt gewesen.

Rodtschenkow ist seit November in den USA im Exil, nachdem das russische Anti-Doping-Labor nach den Doping-Enthüllungen in der Leichtathletik geschlossen wurde. Er fürchtet nach seinen Aussagen um sein Leben. Zwei damalige Mitarbeiter sind dieses Jahr bereits auf mysteriöse Weise gestorben.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat auf den Bericht der «NY Times» reagiert und erklärt, dass die Vorwürfe «sehr detailliert und sehr besorgniserregend» sind. «Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA soll sie sofort untersuchen», sagt ein Sprecher.

Wie ernst es Rodtschenkow ist, zeigt sein offener Brief ans IOC und die WADA, den er am Donnerstag abschickt. Dort verlangt er, dass die Sotschi-Proben, die im Doping-Labor in Lausanne gelagert werden, nochmals untersucht werden. In Anwesenheit mehrerer unabhängiger Experten und eines TV-Teams.

Stimmt Rodtschenkows Aussage und daran dürfte nicht zu zweifeln sein, ist es einer der grössten, flächendeckenden Dopingskandale der Sportgeschichte und würde das aktuelle Doping-Kontrollsystem zur Farce werden lassen. (rib)

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