Vater im Knast – WM-Karriere am Ende
Das Drama um Töff-Pilot Jesko Raffin!

Horrorjahr für Töff-Pilot Jesko Raffin: Er kassiert in der WM für 2018 unter fragwürdigen Umständen ein Startverbot. Und sein Vater sass wegen angeblicher Mordanstiftung in U-Haft, wie BLICK jetzt enthüllt.
Publiziert: 07.11.2017 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:58 Uhr
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Jesko Raffin macht sich auf dem Uetliberg Gedanken über seine Zukunft.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Matthias Dubach (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Es ist das beste Ergebnis seiner WM-Karriere. Aber Jesko Raffin (21) kann nach seinem 4. Rang in Australien nicht befreit jubeln. Denn der Töff-Rennfahrer aus Zürich fliegt aus der WM. Das Selektionskomitee lässt ihn wegen «mangelhafter Resultate» nicht zur Saison 2018 zu. Er darf nur noch das Saisonfinale dieses Wochenende in Valencia bestreiten.

Raffin kriegt Startverbot! «Es war weniger ein Frust, vielmehr ein riesiger Schock», sagt er. «Das kam völlig unerwartet. Ich habe einige Zeit gebraucht, um zu begreifen, dass es nicht einfach nur ein schlechter Witz ist.» Im Rückblick ist klar: Ein Riesenloch Mitte Jahr hat Raffin die Karriere gekostet. Er fuhr bei den beiden ersten Rennen der Saison in die Punkte, dann folgten aber vier Monate mit zehn Zielankünften in zehn Rennen ohne Punkte.

Was war da ­eigentlich los? «Unter dem Strich habe ich mein Ziel nicht erreicht, ich wollte regelmässig in die Top 15 fahren», sagt Raffin ehrlich. Er erklärt: «In den Trainings war ich zu häufig zu wenig konstant, um eine gute Töff-Abstimmung zu finden.» Aber Raffin erwähnt in dieser Krisenphase auch «eine belastende Angelegenheit um meinen Vater».

Vorwurf: Anstiftung zum Mord

Jetzt enthüllt BLICK den Hintergrund der familiären Probleme: Jeskos Vater André Raffin sass rund vier Monate in Untersuchungshaft. Dort waren die Kontaktmöglichkeiten drastisch eingeschränkt.

Der happige Vorwurf: versuchte Anstiftung zum Mord an seiner Ex-Frau – Jeskos Mutter. Die Anschuldigungen erhärten sich nicht. Seit September ist André Raffin wieder auf freiem Fuss, das Verfahren gegen ihn steht kurz vor der Einstellung. Vater Raffin sagt zu BLICK: «Es war für die ganze Familie eine schwierige Zeit. Wir überlegen uns, jetzt eine Gegenklage wegen falscher Anschuldigung einzureichen.»

Was für ein Drama-Jahr für Jesko. Der Vater im Knast. Er selber fliegt aus der WM. Der 21-Jährige sagt: «Diese Geschichte um meine Eltern hat mich schon belastet. Solche Sachen machen dich nicht schneller. Aber auf dem Töff hat man keine Zeit, daran zu denken. Andere Fahrer haben ja auch ihre privaten Probleme. Ich habe meinen Vater nicht beim Töfffahren vermisst, sondern einfach als Papi.»
Raffin will jetzt nach vorne schauen. Seinen letzten GP in Valencia am kommenden Sonntag will er mit seinen Mechanikern einfach geniessen. Daneben läuft die Zukunftsplanung.

Seine Optionen nach dem WM-Zwangs-Aus: 1. Wechsel in die Superbike-Klasse. 2. Wechsel in die lukrative US-Meisterschaft. 3. Wechsel zurück in Spaniens Moto2-Meisterschaft, die Raffin 2014 gewann. 4. Der Rücktritt. Raffin: «Aufhören will ich ­eigentlich nicht. Ich bin ja erst 21!»

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Spanische Mafia?

Jesko Raffin fliegt aus der WM – für das Selektionskomitee sind seine Resultate zu schlecht. Faktenbasiert ist dieser Entscheid nicht: Der Schweizer belegt mit 26 Punkten WM-Rang 19. Raffin hat als einer von nur zwei Piloten alle Rennen beendet, ist das ganze Jahr nie gestürzt. Riskiert er zu wenig? Raffin: «Nein. Aber andere stürzen lieber, als ausserhalb der Punkte ins Ziel zu kommen.»

Diverse hinter Jesko platzierte Piloten dürfen 2018 weitermachen. Wie etwa sein Teamkollege Iker Lecuona (17, Sp) mit nur 2 Punkten auf dem Konto. Haben Spanier in der von den Spaniern organisierten Töff-WM einen Bonus? Der Vorwurf «Spanische Mafia» hält sich seit Jahren im Fahrerlager. Die Schweizer haben keine Lobby.

Raffin: «Es ist eigentlich erbärmlich, dass vom Schweizer Verband keine Reaktion kam. Nicht mal ein Telefon.» Nicht gerade hilfreich war allerdings auch das Chaos bei Raffins Moto2-Team. Als das Selektionskomitee die Bewerbungen für 2018 prüfte, hatte Teamchef Fred Corminboeuf drei Fahrer für zwei Plätze unter Vertrag, aber kein Budget vorzuweisen.

Raffins Manager Marco Rodrigo verlangt jetzt von Corminboeuf eine Lösung, was mit dem Vertrag für 2018 passiert.

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