Darum gehts
- Waltenschwil ist bekannt für Dubler und die Kartbahn
- Viele Formel-1-Stars begannen ihre Karriere im Kartsport
- Die Kartbahn in Waltenschwil wurde 1962 gebaut
Wenn man im beschaulichen aargauischen Dörfchen Waltenschwil aufgewachsen ist, dann verbindet man mit seiner Jugend zwei Institutionen im Dorf, die schon in den 70er-Jahren nationale Ausstrahlung hatten.
Zum einen die Fabrik Dubler, die eine Süssigkeit herstellt, die man heute nicht mehr mit dem Namen nennen soll. Wir haben uns damals die für den Verkauf nicht mehr geeigneten, leicht gequetschten Mohrenköpfe im Dutzend aus den Papiersäcken gefischt, die hinter dem Fabrikgebäude standen. Und gegessen, bis sich die ersten Anzeichen von Übelkeit eingestellt haben.
Und zum anderen gibt es im Dorf die Kartbahn. Es ist damals die grösste Kartbahn Europas, die 1962 mit einer Länge von 850 Metern gebaut worden ist. An den freien Nachmittagen waren wir Schüler dort als Verdingbuben gefragt.
Wir haben den Sand von der Piste gewischt, haben die Reifenstapel gerichtet, wenn einer hineingedonnert ist, oder haben beim Anschieben der Karts geholfen. Und dabei die Männer in ihren Marlboro-Overalls bewundert, die vor dem Start jeweils ihrer Freundin im Minirock zugezwinkert haben. Die Grid Girls der Provinz.
Die Kartbahnen dieser Welt sind bis heute die Wiege des Motorsports. Dort beginnt, was für den einen oder anderen in der Formel 1 die Krönung findet. Auch in einigen Tagen, beim Auftakt der Formel 1 in Australien, sitzen fast ausschliessliche Piloten im Cockpit, die schon im Kartsport für Aufsehen gesorgt haben. Ob sie Max Verstappen oder Lewis Hamilton oder Lando Norris heissen. Der Kartsport in Jugendjahren verbindet alle.
Auch Michael Schumacher wird mit sechs Jahren schon Klubmeister. Seine Eltern besorgen die Imbissbude der Kartbahn, und weil das Geld knapp ist, werden die gebrauchten Reifen der Konkurrenz aus dem Müll gefischt und wieder verwendet. Der Anfang einer grandiosen Karriere.
Sogar Senna besuchte den Aargau
Viele der grossen Namen haben auch in Waltenschwil ihre Runden gedreht. Beispielsweise der viel zu früh verstorbene Ayrton Senna. Den haben wir 1979 bewundert, als der damals 19-jährige Brasilianer bei einem internationalen Rennen am Start war. Viele Stars der Branche machen in den letzten Jahrzehnten in Waltenschwil ihre Aufwartung. Zu einem Prominentenrennen erscheinen zehntausend Zuschauer.
In letzter Zeit ist vor allem Kimi Räikkönen Stammgast in Waltenschwil gewesen. Nicht in der Rolle als Fahrer, sondern in der Rolle als Vater und Betreuer. Sein Sohn Robin ist schon als Sechsjähriger mit 115 km/h durch die Start-Zielgerade gedonnert. Mit acht Jahren hat Räikkönen junior sein erstes Kartrennen gegen drei Jahre ältere Konkurrenten gewonnen.
Mittlerweile ist die Familie Räikkönen wegen der Rennsportkarriere des Sohnes vom zugerischen Baar nach Como gezügelt. Italien ist ein Mekka des Kartsports. Gut möglich, dass der Name Räikkönen in einigen Jahren in der Formel 1 wieder auftaucht. Dann hätte wieder eine grosse Karriere auf einer Kartbahn, der Wiege des Motorsports, begonnen.
Grid Girls wird Raikkönen junior aber nie erleben. Die sind schon 2018 von den Formel-1-Strecken verbannt worden.