BLICK: Haben Sie schon realisiert, welche grosse Show Sie mit der Aufholjagd in Katar den Schweizer Töff-Fans geliefert haben?
Tom Lüthi: Ich bin eben erst aus Doha nach Hause gekommen. Richtig Zeit, alles in Ruhe nochmals anzuschauen, hatte ich noch gar nicht. Aber es ist natürlich cool, so die Saison zu starten.
Sie haben ein Stück Moto2-Geschichte geschrieben. Noch nie ist ein MotoGP-Rückkehrer im ersten Rennen aufs Podest gefahren. Platz 4 von Toni Elias 2010 war der beste bisher.
Das klingt gut, aber ich mache mir nichts aus solchen Statistiken. Ich habe einfach extrem Freude, dass mir dieses Hammerrennen gelungen ist! Ich bin stolz auf die Arbeit des ganzen Teams. Ich wusste, dass ich schnell Töff fahren kann. Aber trotzdem gibt mir dieses Erfolgserlebnis Vertrauen und Sicherheit.
Sie sind 2018 in der MotoGP hinterhergefahren. Beim Comeback waren Sie angriffslustig wie selten. Wie haben Sie so schnell den Schalter umlegen können?
Mein Kampfmodus war letzte Saison nicht weg, ich habe einfach mehr mit dem Töff statt mit den Gegnern gekämpft (schmunzelt). Mit dem Moto2-Töff konnte ich mir ein gutes Gefühl fürs Vorderrad aufbauen. Im Rennen habe ich das Limit gut gespürt, so ist mein Kampfgeist sofort wieder erwacht.
Jetzt sind Sie schon wieder WM-Zweiter wie 2016 und 2017 in den Jahren vor dem MotoGP-Aufstieg. Träumen Sie schon vom Titel? Das ist noch viel zu weit weg. Die Saison ist noch lang. Mein Ziel war, vom ersten GP an vorne mitzukämpfen. Der Einstand ist gelungen. Doch nun müssen wir so gut weiterarbeiten.
Ist der Podestplatz eine Erlösung nach dem punktelosen Jahr?
Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen. Auf dem Rückflug habe ich ein paar Mal an die letzte Saison gedacht, wie ich in Malaysia alleine im Strecken-Spital lag, niemand vom Team war bei mir. Das war symptomatisch für die ganze Saison. Doch nun konnte ich bestätigen, dass der Wechsel richtig war und wir über den Winter hervorragend gearbeitet haben. Mein neues Team hat von Anfang an an mich geglaubt.
Sieger Lorenzo Baldassarri rettete 0,026 Sekunden ins Ziel, aber zuvor hatten Sie neun Gegner überholt.
Mein Start und die ersten Runden waren nicht optimal. Das zeigt, dass wir noch genügend Arbeit haben. Danach wollte ich so schnell wie möglich einen um den anderen überholen. Ich war im ganzen Rennen am Limit. Etwa acht Runden vor Schluss habe ich weit vorne Baldassarri und Schrötter gesehen. Da habe ich gemerkt, dass es zum Sieg reichen könnte. In der letzten Runde bin ich zu Baldassarri aufgeschlossen, aber es blieb keine Zeit mehr, ihn zu studieren.
Ihr Teamkollege Marcel Schrötter wurde Dritter. Wurde das erste Doppelpodest der Teamgeschichte noch ausgiebig an der Hotel-Bar gefeiert?
Nein, dafür hatten wir keine Zeit. Das Rennen war abends unter Flutlicht. Danach blieb nur noch Zeit fürs Essen und Kofferpacken, dann ging es schon auf den Nachtflug heimwärts. Am Montagvormittag war ich bereits wieder in der Schweiz.
Ihr Plan bis zum nächsten GP in Argentinien Ende März?
Vielleicht etwas Motocross fahren in Italien. Auf jeden Fall werde ich die kleine Pause gut nutzen fürs Training, auch im Kraftraum. Dann geht in Argentinien die Arbeit weiter.
Tom Lüthi hat sich damit abgefunden: Die MotoGP ist eine Nummer zu gross für ihn, es hat 2018 in der Königsklasse nichts zusammengepasst. Aber wie der Emmentaler diese bittere Erkenntnis in neue Motivation für seine Rückkehr in die Moto2-Klasse ummünzte, ist überragend.
Tom ist frisch, fokussiert, verletzungsfrei, erfolgshungrig, arbeitswillig und fit wie vielleicht noch nie. Das Gegenteil von vielen Rennpiloten, die den Gang in eine tiefere Klasse hinnehmen müssen und dann mit verletztem Stolz hinterherfahren.
Lüthi war hingegen bereit, sich für seine 18. Saison in der Töff-WM neu zu erfinden. Neues professionelles Umfeld, neue Trainingsmethoden, neue Reize. Alles, um zu beweisen, dass er auf dem Moto2-Töff noch immer Weltklasse ist.
Dazu kommt sein neuer Rennstall. Die Deutschen vom Intact-Team bieten dem sensiblen Berner die Nestwärme, die ihm zuletzt in der MotoGP und auch im verlorenen Moto2-Titelkampf 2017 beim berüchtigten Teamchef Fred Corminboeuf gefehlt hat.
Der Fast-Sieg von Katar ist für Tom eine extrem wichtige Bestätigung, dass sein neuer Weg richtig ist. Auch wenn es der 125-ccm-Weltmeister von 2005 und sein Team es nicht hören wollen: Lüthi ist schon auf Titelkurs. Sein Paket funktioniert, der erste Sieg wird kommen.
Die Moto2-Geschichte zeigt: Wer in Katar schnell ist, ist auch Ende Saison in der WM-Tabelle ganz vorne dabei.
Matthias Dubach
matthias.dubach@ringier.ch
Tom Lüthi hat sich damit abgefunden: Die MotoGP ist eine Nummer zu gross für ihn, es hat 2018 in der Königsklasse nichts zusammengepasst. Aber wie der Emmentaler diese bittere Erkenntnis in neue Motivation für seine Rückkehr in die Moto2-Klasse ummünzte, ist überragend.
Tom ist frisch, fokussiert, verletzungsfrei, erfolgshungrig, arbeitswillig und fit wie vielleicht noch nie. Das Gegenteil von vielen Rennpiloten, die den Gang in eine tiefere Klasse hinnehmen müssen und dann mit verletztem Stolz hinterherfahren.
Lüthi war hingegen bereit, sich für seine 18. Saison in der Töff-WM neu zu erfinden. Neues professionelles Umfeld, neue Trainingsmethoden, neue Reize. Alles, um zu beweisen, dass er auf dem Moto2-Töff noch immer Weltklasse ist.
Dazu kommt sein neuer Rennstall. Die Deutschen vom Intact-Team bieten dem sensiblen Berner die Nestwärme, die ihm zuletzt in der MotoGP und auch im verlorenen Moto2-Titelkampf 2017 beim berüchtigten Teamchef Fred Corminboeuf gefehlt hat.
Der Fast-Sieg von Katar ist für Tom eine extrem wichtige Bestätigung, dass sein neuer Weg richtig ist. Auch wenn es der 125-ccm-Weltmeister von 2005 und sein Team es nicht hören wollen: Lüthi ist schon auf Titelkurs. Sein Paket funktioniert, der erste Sieg wird kommen.
Die Moto2-Geschichte zeigt: Wer in Katar schnell ist, ist auch Ende Saison in der WM-Tabelle ganz vorne dabei.
Matthias Dubach
matthias.dubach@ringier.ch