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Töff-Teile der Gegner kopiert?
Aegerters Team sorgt für Moto2-Eklat

Es geht um einen Plagiats-Vorwurf. Dominique Aegerters MV-Agusta-Rennstall soll Verschalungsteile von Spitzen-Töffhersteller Kalex kopiert haben. Doch die Italiener wehren sich.
Publiziert: 06.06.2019 um 11:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2019 um 14:44 Uhr
Vergleich der Maschinen von Lüthi (oben, Kalex) und Aegerter (MV Agusta).
Foto: zvg
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Matthias Dubach

MV Agusta steht unter Bschiss-Verdacht! Der Grund: Der italienische Moto2-Rennstall von Dominique Aegerter taucht bei Testfahrten in Barcelona und zuletzt beim Grand Prix in Mugello mit neuen, aerodynamischen Teilen auf - die gemäss «speedweek.com» denjenigen von Konkurrenzmarke Kalex zum Verwechseln ähnlich sind.

«Mir ist es sofort auf den Bildern aufgefallen, die ich vom Test in Barcelona gesehen habe. Das ist unsere Verschalung», sagt Kalex-Boss Alex Baumgärtel zu BLICK, «der Lufteinlass ist praktisch identisch mit unserem. Sogar die Schnellverschlüsse wurden an den gleichen Orten platziert. Das ist billig, alles zu kopieren.»

Der deutsche Töff-Hersteller liefert seine Motorräder an die meisten Topteams, auch Tom Lüthi und alle anderen Saisonsieger fahren Kalex. Aegerters Rennstall hingegen vertraut auf einen Eigenbau-Renntöff, der bisher trotz des schillernden Markennamens MV Agusta wenig konkurrenzfähig ist. Wollen die Italiener nun ihren Rückstand aufholen, indem sie beim Branchen-Leader einfach abkupferten?

Kein eigenes Wiedererkennungsmerkmal

Baumgärtel sagt: «Klar, jeder schaut sich die Mitbewerber an. Doch es ist komisch, wenn dann exakt dasselbe herauskommt. Jeder Hersteller versucht sonst, eigene Wiedererkennungsmerkmale einzubauen.»

Doch die MV Augsta sieht nun aus wie die gegnerischen Kalex-Töffs. Die nötigen Daten für die Herstellung der Kopie könnten aus Bildern adaptiert worden sein oder aus der Werkstatt eines Karbonspezialisten stammen, wo sich verschiedene Rennteams ihre Töff-Teile reparieren lassen.

Baumgärtel vermisst beim Gegner einen gewissen Berufsstolz: «Für mich ist das eine Frage der Ethik.» Er wird mit einem Anwalt nun prüfen lassen, ob Copyright-Rechte verletzt worden sind.

MV Agusta wehrt sich gegen die Vorwürfe

Die Vorwürfe lassen MV Agusta aber kalt. Teammanagerin Milena Körner sagt zu BLICK: «Es stimmt nicht, dass alles völlig gleich ist. Wir haben Anfang Saison mit einem Lufteinlass in Rombus-Form experimentiert, doch es traten Probleme auf. Danach haben wir im Windkanal eine neue Form entwickelt. Hinter der Verschalung bei den Kühlern gibts weitere Unterschiede.»

Nicht Kalex sei Pate gestanden für den charakteristischen Lufteinlass - sondern die legendäre Gagiva aus der 500-ccm-WM 1994 mit Pilot John Kocinski.

Der Kalex-Chef wird aber beim nächsten GP nicht auf Aegerters Team zugehen - zu belastet ist das Verhältnis zwischen Kalex und dem Forward-Team, das hinter dem MV-Agusta-Einsatz steckt. 

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