Motocross-GP in Frauenfeld am Ostermontag
SRF-Experte muss wegen Horrorunfall seinen MXGP-Job absagen

Trotz früherer Bedenken von MXGP-Veranstalter Willy Läderach wegen möglicher Zuschauerverluste wird der Motocross-GP in Frauenfeld erneut live im SRF gezeigt. Aber nicht mit dem gewohnten Experten Daniel Müller.
Publiziert: 14.04.2025 um 14:35 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2025 um 11:02 Uhr
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Daniel Müller ist eine Schweizer Töffkultfigur: Jetzt hat sich der SRF-Experte für Motocross bei einem Trainingsunfall in Italien schwer verletzt.
Foto: Red Bull
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Wenn am Ostermontag auf SRF wie jedes Jahr der Motocross-GP aus Frauenfeld TG läuft, wird der dafür in den letzten Jahren bestens bewährte TV-Experte fehlen. Der Aargauer Daniel Müller (57), eine Kultfigur des Schweizer Töffsports, kann diesmal nicht an der Seite von SRF-Mann Claude Jaggi Platz nehmen und die Motocross-Action kommentieren.

Müller verletzte sich selber beim Motocross-Fahren drei Wochen vor dem TV-Einsatz schwer. «Mir war rasch klar, dass ich dieses Jahr das Fernsehen nicht machen kann», sagt Müller zu Blick, «aber ich bin froh, dass ich noch da bin. Ich hatte sehr viel Glück im Unglück.»

Ohne die Freundin vor Ort hätte es ganz böse enden können

Es passierte beim Training in Italien. Der SRF-Experte stürzte eigentlich harmlos in einem Steilhang, doch dann sprang der nachfolgende Fahrer über den Hügel und krachte voll auf den Schweizer. Ein Horrorunfall. Müller: «Meine Freundin hat es live gesehen. Ihr war sofort klar, dass ich schwere innere Verletzungen haben muss. Sie hat zum Glück auf einen Helikopter gepocht und dann auch die Schritte eingeleitet, dass ich möglichst schnell in die Schweiz verlegt werde.»

Müller hat alle Rippen und einen Oberarm gebrochen. Und als es schon wieder besser geht, kommt ein neuer Schock. Die gebrochenen Rippen drücken in den Bauchraum, wegen der Lungeneinblutung brauchts eine Not-OP. Nun sagt er: «Ich kämpfe mich durch, die Reha wird sicher länger dauern.» Bei SRF kommt nun statt Müller mit dem St. Galler Andy Baumgartner (43) ein ehemaliger Schweizer Motocross-Fahrer zum Zug.

Dass der Motocross-GP dieses Jahr aber überhaupt wieder auf SRF zu sehen ist, kann als bemerkenswert bezeichnet werden. Denn MXGP-Rennorganisator Willy Läderach (84) dachte nach dem Grand Prix letztes Jahr laut darüber nach, ob er in Zukunft noch eine SRF-Liveübertragung des MXGP-Rennens in Frauenfeld haben möchte.

Läderach rechnete damals frustriert nach: «Dass die Rennen auf SRF zu sehen waren, hat uns sicher 5000 Zuschauer gekostet.» Mit 5000 Anwesenden mehr wäre die Veranstaltung nicht defizitär geworden, es kamen statt der erhofften 20’000 lediglich rund 16’000 Töfffans nach Frauenfeld.

Grand Prix am neuen, alten Termin am Ostermontag

Nun steht am Ostermontag (Trainings und Quali am Samstag) wieder der Motocross-GP an – und beide Rennen der Königsklasse MXGP werden erneut auf SRF übertragen (1. Lauf, 13.50 Uhr auf SRF 2, 2. Lauf 16.50 Uhr auf SRF info). Läderach krebste zurück mit seinem Ansinnen, die Live-Leitung zu kappen.

Auf die Zuschauermisere reagierten die Thurgauer gleichwohl. Denn das WM-Gastspiel wandert nun wieder wie 2023 auf den Ostertermin zurück. Im letzten Jahr fand der Schweizer GP wie bereits in der ersten Frauenfelder MXGP-Ära 2016 bis 2018 Ende August statt. Jetzt wieder wie vor zwei Jahren an Ostern. Damals war der Aufmarsch mit 28’000 Fans bemerkenswert gross.

Das Motocross-Glossar
MX

Abkürzung für Motocross. Das M steht für Moto, das X für Cross. Und weil Cross auf Englisch auch Kreuz bedeutet, wird hier das X symbolisch als Kreuz verwendet.

MXGP

Die vier Buchstaben haben zwei Bedeutungen. Die erste: Als Überbegriff für die ganze Motocross-Weltmeisterschaft. MX steht für Motocross, GP für Grand Prix. In einer WM-Saison werden weltweit Grands Prix ausgetragen, der Gesamtsieger ist Weltmeister – dasselbe Prinzip wie zum Beispiel in der Formel 1. Die zweite Bedeutung: MXGP ist auch der Name für die Königsklasse, in der mit 450-ccm-Motoren gefahren wird.

MX2

Abkürzung für die zweithöchste WM-Kategorie. MX steht für Motocross, die Ziffer 2 für die zweite Stufe. Das MX2-Feld startet bei jedem Grand Prix ebenfalls, ist mit 250-ccm-Motoren ausgerüstet und für aufstrebende Talente gedacht. Die besten Piloten der MX2-WM steigen jeweils in die MXGP-Klasse auf.

EMX125 und EMX250

Die Abkürzungen für die Motocross-Europameisterschaften. In der ersten Stufe fahren 13- bis 17-Jährige mit 125-ccm-Zweitaktern, in der zweiten Stufe sind maximal 21-Jährige mit 250-ccm-Viertaktern am Start. Beide Klassen fahren in Frauenfeld im Rahmenprogramm.

WMX

Eine im deutschsprachigen Bereich verwirrende Abkürzung. WM steht hier nicht für Weltmeisterschaft, sondern für Women-Motocross, es ist also die Frauen-Meisterschaft. Das WMX-Feld tritt in Frauenfeld aber nicht an.

MXoN

Die Abkürzung für Motocross of Nations, auf deutsch Motocross der Nationen. Das grösste Rennen des Jahres ist in der Szene Kult und funktioniert völlig losgekoppelt von der normalen MXGP-Saison. Jeweils zum Saisonende kommts zum grossen Länderkampf, wenn drei Piloten für ihr Land starten und die Addition ein Nationen-Ranking ergibt. Reizvoll am MXoN: Dann sind auch die starken Fahrer aus den USA dabei, die sonst nie in Europa fahren. Amerika funktioniert im Motocross wie eine Parallelwelt, das nationale Niveau ist enorm hoch und die Verträge extrem lukrativ, sodass zum Beispiel der beste Motocross-Fahrer aus Deutschland seit Jahren nur noch in den USA fährt und nicht mehr in der MXGP.

Das Rennformat

Ein Motocross-Rennen besteht nicht nur auf höchster Stufe immer aus zwei Läufen und funktioniert wie im Skisport im Slalom und Riesenslalom. Abgerechnet wird nach zwei Läufen, eine Podiumszeremonie gibt es erst am Abend, wenn der Tagesbeste aus zwei Läufen zum GP-Sieger gekürt wird. Einziger Unterschied zum Skisport: Auch im ersten Lauf gibts schon WM-Punkte.

Das Startgatter

Keine Ampel, sondern ein fallendes Gatter gibt einen Lauf frei. Es gibt keine Startaufstellung wie im Strassensport, alle Motocross-Piloten starten nebeneinander. Eine fixe Pole-Position gibt es auch nicht – der Sieger des Qualirennens darf sich als Erster seinen Platz am Gatter aussuchen, meistens ist es einer auf der Innenseite der ersten Kurve.

Jeremy Seewer (Nr. 91) am MXGP-Start in Frauenfeld 2023: Die vier Buchstaben ist die Bezeichnung für die Motocross-WM und auch für die Königsklasse, in der der Zürcher seit Jahren vorne mitfährt.
Sven Thomann
MX

Abkürzung für Motocross. Das M steht für Moto, das X für Cross. Und weil Cross auf Englisch auch Kreuz bedeutet, wird hier das X symbolisch als Kreuz verwendet.

MXGP

Die vier Buchstaben haben zwei Bedeutungen. Die erste: Als Überbegriff für die ganze Motocross-Weltmeisterschaft. MX steht für Motocross, GP für Grand Prix. In einer WM-Saison werden weltweit Grands Prix ausgetragen, der Gesamtsieger ist Weltmeister – dasselbe Prinzip wie zum Beispiel in der Formel 1. Die zweite Bedeutung: MXGP ist auch der Name für die Königsklasse, in der mit 450-ccm-Motoren gefahren wird.

MX2

Abkürzung für die zweithöchste WM-Kategorie. MX steht für Motocross, die Ziffer 2 für die zweite Stufe. Das MX2-Feld startet bei jedem Grand Prix ebenfalls, ist mit 250-ccm-Motoren ausgerüstet und für aufstrebende Talente gedacht. Die besten Piloten der MX2-WM steigen jeweils in die MXGP-Klasse auf.

EMX125 und EMX250

Die Abkürzungen für die Motocross-Europameisterschaften. In der ersten Stufe fahren 13- bis 17-Jährige mit 125-ccm-Zweitaktern, in der zweiten Stufe sind maximal 21-Jährige mit 250-ccm-Viertaktern am Start. Beide Klassen fahren in Frauenfeld im Rahmenprogramm.

WMX

Eine im deutschsprachigen Bereich verwirrende Abkürzung. WM steht hier nicht für Weltmeisterschaft, sondern für Women-Motocross, es ist also die Frauen-Meisterschaft. Das WMX-Feld tritt in Frauenfeld aber nicht an.

MXoN

Die Abkürzung für Motocross of Nations, auf deutsch Motocross der Nationen. Das grösste Rennen des Jahres ist in der Szene Kult und funktioniert völlig losgekoppelt von der normalen MXGP-Saison. Jeweils zum Saisonende kommts zum grossen Länderkampf, wenn drei Piloten für ihr Land starten und die Addition ein Nationen-Ranking ergibt. Reizvoll am MXoN: Dann sind auch die starken Fahrer aus den USA dabei, die sonst nie in Europa fahren. Amerika funktioniert im Motocross wie eine Parallelwelt, das nationale Niveau ist enorm hoch und die Verträge extrem lukrativ, sodass zum Beispiel der beste Motocross-Fahrer aus Deutschland seit Jahren nur noch in den USA fährt und nicht mehr in der MXGP.

Das Rennformat

Ein Motocross-Rennen besteht nicht nur auf höchster Stufe immer aus zwei Läufen und funktioniert wie im Skisport im Slalom und Riesenslalom. Abgerechnet wird nach zwei Läufen, eine Podiumszeremonie gibt es erst am Abend, wenn der Tagesbeste aus zwei Läufen zum GP-Sieger gekürt wird. Einziger Unterschied zum Skisport: Auch im ersten Lauf gibts schon WM-Punkte.

Das Startgatter

Keine Ampel, sondern ein fallendes Gatter gibt einen Lauf frei. Es gibt keine Startaufstellung wie im Strassensport, alle Motocross-Piloten starten nebeneinander. Eine fixe Pole-Position gibt es auch nicht – der Sieger des Qualirennens darf sich als Erster seinen Platz am Gatter aussuchen, meistens ist es einer auf der Innenseite der ersten Kurve.

Ob der MXGP-Tross auch nächstes Jahr in die Schweiz zurückkehrt? Das ist offen. Der Dreijahresvertrag zwischen den Thurgauern um Läderach mit den WM-Ausrichtern endet mit der Ausgabe 2025.

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