Ein bisschen Neid ist sicher dabei. Auch wenn Tom Lüthi das nie zugeben würde. 2014 war Dominique Aegerter auf dem Sachsenring der umjubelte Sieger, wurde von den vielen Schweizer Fans in Deutschland gefeiert wie ein Held. Ein unvergesslicher Tag, den Lüthi auch nur zu gerne einmal erleben möchte.
Denn Sachsenring, das ist für die Schweizer mehr als ein normaler GP. Es ist ein Stück Heimat. Weil in der Schweiz Rundstreckenrennen seit 1955 verboten sind, ist es für sie der Heim-GP. Viele Schweizer Fans reisen immer an. Viele Deutsche unterstützen unsere Töff-Cracks, als wären es ihre eigenen. Die Deutschsprachigen halten zusammen gegen diese Armada von Spaniern und Italienern.
«Es ist tatsächlich sehr speziell hier», gesteht Lüthi ein. «Es gibt so viele Fans und bekannte Gesichter im Publikum. Es herrscht einfach eine tolle Stimmung.» Und es ist nicht so, dass Lüthi das auf dem Töff nicht wahrnimmt. Wenn er fährt, sieht es alles um sich herum. Nach den Trainings weiss er jeweils genau, wer wo steht.
Aber eben. So sehr Lüthi die Strecke auch liebt, auf der er 2002 sein WM-Debüt gegeben hat. So sehr hasst er sie. Die Berg- und Talfahrt mit den vielen, engen Kurven liegt ihm einfach nicht. Lüthi liebt die flüssigen Strecken, mit den schnellen, lang gezogenen Kurven. Das ist der Sachsenring nicht. «Sie ist tatsächlich nicht mein Liebling. Aber das ist auch eine Herausforderung. Ich will hier Erfolg haben.»
Denn das hatte er bisher überhaupt nicht. In Le Mans, Sepang (Mal), Brünn (Tsch), Philipp Island (Aus), Motegi (Jp) und Doha (Kat) hat Tom schon gewonnen. Im Freistaat Sachsen noch nie. Es ist ein schwarzer Fleck in seiner Karriere. Überhaupt stand er hier nur einmal auf dem Podest. In seinem Weltmeisterjahr 2005 wurde er Zweiter.
«Wenn ich ehrlich bin, ärgert mich das schon. Ich will zwar überall immer gewinnen. Aber hier wäre es schon aussergewöhnlich. Eben weil so viele Fans und Bekannte mit dabei wären.»
Wer weiss, vielleicht gelingt es ja am Sonntag im 15. Anlauf.
Auch wenn das Qualifying nicht gerade Grund zum Optimismus gibt. Lüthi startet auf dem 12. Platz. Weit hinter den Schnellsten (Nakagami steht auf der Pole). Der Sachsenring bleibt halt seine Hass-Strecke. Aber eine, die er besonders liebt.
Auch den anderen Schweizern gelingt der Sprung in die vorderen Reihen nicht: Jesko Raffin startet von Platz 19, Dominique Aegerter vom 23., Robin Mulhauser vom 26. Platz.