Es ist eine der tragischsten Momente im Wrestling. Am 23. Mai 1999 soll Owen Hart den Ring spektakulär besteigen, will sich bei der WWE-Veranstaltung «Over the Edge» von der Hallendecke abseilen. Doch beim Stunt löst sich die Sicherung, die nur aus einem Schnellauslöser besteht. Der kanadische Star stürzt 24 Meter in die Tiefe und prallt auf die Ringecke. Die inneren Verletzungen sind fatal. Sechs Minuten später stirbt der 34-jährige zweifache Familienvater im Ring liegend.
Die Trauer ist auch heute noch riesig um den Bruder von Wrestling-Megastar Bret «The Hitman» Hart. Dies zeigt die TV-Doku «The Dark Side of the Ring». Vor allem Owen Harts Witwe Martha ist noch immer wütend auf die WWE, wie sie in der Dokumentation und diversen Interviews sagt. Vor allem dass die Veranstaltung 15 Minuten nach der Tragödie einfach weitergeführt wurde, bereitet noch immer Schmerzen.
«Völliger Mangel an Respekt vor einem Menschenleben»
«Die Tatsache, dass sie die Show nicht gestoppt haben, ist einfach entsetzlich», sagt Martha Hart bei «CBS». «Als Owen starb, schaufelten sie ihn wie ein Stück Müll heraus und führten Wrestler vor, um in einem Ring mit Owens Blut zu wresteln.» Dies hätte sie als «völligen Mangel an Respekt vor einem Menschenleben» empfunden.
Noch immer ist für Hart klar, dass die Schuld an ihrem Verlust einzig und allein bei der WWE liegt. «Alles wurde falsch gemacht. Der Stunt an sich war fahrlässig», so die 53-Jährige. Ausserdem wurde eigens unqualifiziertes Personal angestellt. «Die Leute, die das früher gemacht hatten, hatten gesagt: ‹Wir werden diese Art von Stunt nicht machen, es ist nicht sicher.›», sagt Hart. Also seien sie durch Leute ersetzt worden, die einfach machten, was man ihnen sagte. Und auch die Ausrüstung sei falsch gewesen.
«Er legte sein Leben in ihre Hände und es war ihnen egal»
«Owen stellte seine Sicherheit nie in Frage. Er war sich sicher, dass sie Leute anstellten, die wussten, was sie taten», so die Witwe. «Er legte sein Leben in ihre Hände und es war ihnen egal. Sie hatten keinerlei Rücksicht auf Owens Leben.»
Die Vorwürfe sind nicht neu. Owen Harts Familie verklagte nach dem Drama die WWE und den Gurte-Hersteller auf Fahrlässigkeit der Durchführung und Konstruktion. In einer aussergerichtlichen Einigung erhielt die Familie 18 Millionen US-Dollar von der WWE. Mit ihrem Anteil der Summe finanzierte Martha unter anderem eine Stiftung im Namen ihres verstorbenen Mannes.
Nachdem sie nun die Vorwürfe wiederholt meldet sich auch die WWE über ihren Anwalt Jerry McDevitt zu Wort. Die WWE hätte nie die Realität erzählt ausserhalb des Gerichtes. Man hätte versucht, herauszufinden, was in dieser Nacht passiert war. Doch Martha sei nicht einmal im entferntesten daran interessiert gewesen, dies zu ermitteln. «Sie wollte den Prozess nur nutzen als Mittel, um dem Wrestling-Geschäft zu schaden, weil sie es nicht leiden kann.» (sme)