Jeden Tag erreicht eine postalische Flutwelle aus China die Schweiz. 500'000 Pakete, vorwiegend mit dem Absender Temu, werden in unserem Land von den gehetzten Postboten täglich verteilt. Die Konsumwut treibt immer buntere Blüten in unserer zunehmend dekadenten Wegwerfgesellschaft.
Neben allerlei billigem Schrott und Mist kommen auch Kleider und Schuhe vom chinesischen Onlinehandel. Vieles landet nach einigen Monaten bereits wieder im Müll. T-Shirts sind Eintagsfliegen aus Baumwolle.
Und es kommen auch massenhaft Schuhe. Auch die mit beschränkter Nutzungszeit. 40 Millionen Paar werden in der Schweiz jedes Jahr weggeworfen. Macht fünf Paar pro Einwohner. Wenn die weissen Sneakerchen ein paar Flecken haben, landen sie im Müll. Nachhaltigkeit ist für viele eine leere Worthülse, ein Modebegriff für Idealisten. Die Realität ist eine andere.
Dagegen ankämpfen will die Initiative «Rebootswitzerland». Dahinter stehen Jürgen Foley, ein irisch-schweizerischer Doppelbürger. Und sein Kumpel John Hendren, der in Zürich ein Fitnesscenter betreibt. Foley ist Triathlet und Läufer, er hat mit seiner Frau in Südafrika gelebt. «Da habe ich zum ersten Mal gesehen, wie begehrt meine eigentlich gebrauchten Laufschuhe von vielen Menschen waren. Es gibt da noch immer sehr viele Jugendliche, die überhaupt keine Schuhe haben», sagt er.
Jetzt sammeln die beiden nicht mehr gebrauchte Turn- und Laufschuhe, die sonst im Abfall landen. Auch Freizeitschuhe, die noch einigermassen gut sind. «Wenn in Südafrika damit noch jemand 100 Kilometer laufen oder gehen kann, dann nehmen wir die Schuhe», sagt Foley.
Einige Hundert Paar haben so den Weg schon nach Südafrika gefunden. Jetzt planen die zwei Idealisten aber Grösseres. Zwei Container wollen sie mit gebrauchten Schuhen füllen. Die Kosten von je 5000 Franken sind sichergestellt. «In jedem Container haben rund 6000 Paar Platz. Das heisst: Für 1 Franken bekommt ein junger Mensch in Südafrika Laufschuhe.
Berühmte Botschafter
Eine Botschafterin der Aktion ist auch Elana Meyer, die bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona über 10'000 Meter Silber gewonnen hat. Es gab ein Bild für die Geschichtsbücher. Derartu Tulu wurde als erste dunkelhäutige Afrikanerin Olympiasiegerin. Vor Meyer, die als erste Südafrikanerin nach der Apartheid-Sperre wieder am Start war.
Auch Zola Budd, die ehemalige Weltklasseathletin, ist Sympathisantin der Schweizer Schuhsammelaktion. Die Ironie dieses Details: Budd ist die berühmteste Barfussläuferin der Geschichte.
Beim Verteilen der Schuhe in Südafrika ist auch die Hilfsorganisation Songo involviert. Gegründet worden ist sie vom Mountainbiker Christoph Sauser, der bei den Olympischen Spielen in Sydney Bronze gewonnen hat.
Also, liebe Leserinnen und Leser: Getragene Schuhe nicht wegwerfen. Sondern sammeln. Auch dank einer Kooperation mit dem Züri-Lauf-Cup haben Foley und Hendren schon 1200 Paar gesammelt. Aber es hat noch viel Platz im ersten Container. Foley und Hendren hoffen auf weitere Solidarität von Einzelpersonen, von Sportvereinen und von Firmen.
Informationen zur Initiative gibt es bei Instagram unter «rebootswitzerland».