Darum gehts
- Beach-Sprint-Rudern wird olympisch, Schweiz baut Disziplin auf
- Teilnehmer sprinten, rudern Slalom und drücken einen Buzzer
- Erste Schweizer Meisterschaft findet Ende August in Saint-Sulpice statt
Es könnte nicht besser zu Los Angeles, der Hauptschlagader der Unterhaltungsindustrie, passen. Für die Olympischen Sommerspiele 2028 ist mit dem Beach Sprint eine Unterform des Küstenruderns ins Programm aufgenommen worden. Eine junge, weitgehend unbekannte, für den TV-Zuschauer aber hochattraktive Sportart, die quasi die Ruder-Antwort auf die Fernsehshow «Ninja Warrior» ist. Denn nach dem Parcours muss völlig erschöpft ein Buzzer gedrückt werden.
Kurz zusammengefasst: Die Teilnehmenden sprinten im Sand los, hüpfen ins Boot, rudern im Slalom 250 Meter lang um drei Bojen, machen eine Kehrtwende, eilen dann auf direktem Weg zurück an die Küste, meistern die Brandung – und rennen schliesslich wieder über den Strand ins Ziel, wo sie ein Buzzer für die Zeitmessung erwartet. Klingt simpel, ist jedoch an einem Tag mit mehreren Finalläufen im K.o.-System sehr anstrengend und bedarf einer guten Krafteinteilung. Die Langlauf-Sprinter beispielsweise können ein Liedchen davon singen.
Im Verband Swiss Rowing ist der Beach Sprint nun eines der Hauptprojekte – denn aktuell weist die Schweiz weder entsprechende Kaderathleten noch einen Ruderklub auf, der auf die Sportart spezialisiert ist. Sprich: Die neue Olympiadisziplin ist praktisch Neuland.
Paris-Teilnehmer Schäuble eine Option?
Christian Stofer, Direktor von Swiss Rowing, sagt: «Wir sind ambitioniert und möchten ein Teil davon sein. Doch wir müssen diese Sportart zuerst bei uns aufbauen.» Wer in LA für die Einer-Disziplinen bei Frauen und Männern sowie das Mixed-Doppel infrage kommt, wird sich erst noch zeigen.
«Wir haben einige jüngere Athleten, die wir als geeignet betrachten. Und es gibt auch einzelne erfahrenere Interessenten, die angekündigt haben, diesen Wechsel prüfen zu wollen», so Stofer. Nachdem die Leichtgewichtsruderer in Los Angeles nicht mehr dabei sind, gehört da beispielsweise auch Jan Schäuble (25), der in Paris zusammen mit Raphaël Ahumada (23) Vierter geworden ist, dazu.
Wichtig sind dem Verband zudem erste Standortbestimmungen: Ende August findet in Saint-Sulpice VD, in der Nähe von Lausanne, die erste Schweizer Meisterschaft statt. Diese gilt wiederum als Qualifikationsbewerb für die WM in Rio de Janeiro und die EM in Manavgat (Tür), die beide im Oktober stattfinden.
Kooperation mit Frankreich und Dänemark
Der Verband hat im Rahmen des Aufbaus auch schon auf Trockentraining gesetzt – mit Sprints auf einer Leichtathletikbahn und Rudern auf einem Ergometer. Ausserdem steht Swiss Rowing im Austausch mit anderen Ländern wie Frankreich oder Dänemark, mit denen Kooperationen möglich wären. Immer mit dem Ziel, den Rückstand auf bereits erfahrenere, erfolgreiche Beach-Sprint-Nationen wie Italien oder die USA aufzuholen.
Stofer sagt: «Wir stecken noch in den Kinderschuhen, aber ich sehe sehr grosses Potenzial in dieser Disziplin. Es ist ein sehr schnelles Format von vermutlich maximal drei Minuten, mit kurzen Abständen zwischen den Finalläufen. Das wird ein grosses Spektakel.»
Nach dem Bronze-Coup von Roman Röösli (31) und Andrin Gulich (26) im Zweier in Paris bleiben Swiss Rowing jetzt noch drei Jahre, um in LA auch im Beach Sprint konkurrenzfähig zu werden.