BLICK: Mathieu van der Poel ist in aller Mund. Im Quer ist er unschlagbar, im Mountainbike ebenfalls Spitze. Vor allem sein unglaublicher Sieg beim Amstel Gold Race machte ihn über Nacht zum Star. Wie haben Sie das Rennen erlebt?
Nino Schurter: Live habe ich es nicht gesehen. Aber man sagte mir: «Das musst du dir anschauen, es war der Wahnsinn!» Im Nachhinein habe ich es angeschaut. Da sieht man sein unglaubliches Potential, auch auf der Strasse.
Und er scheint nie müde zu werden. Schon feiert man ihn als den neuen Eddy Merckx.
Die Serie, die er hingelegt hat, ist unfassbar. Ich war in den Ferien und im Wintertraining. Währendessen fährt er 33 Quer-Rennen, gewinnt 31 davon. Danach eine Woche Skiferien, er wechselt auf die Strasse, von 18 Renntagen gewinnt er 9 und nun kommt das Mountainbike. Er wird wohl nie müde... (schmunzelt).
Hätten Sie je gedacht, dass er im jungen Rad-Alter von 24 zu solchen Leistungen fähig ist?
Über mehrere Disziplinen so stark zu sein, ist unglaublich. Ich bin aber davon überzeugt, dass es irgendwann eine Explosion gibt und er weg ist. Dass wenn er so weiter macht, komplett ausbrennt – mental und körperlich.
Der Rummel um seine Person wird immer grösser.
Wenn man bedenkt, was so ein Sieg beim Amstel Gold Race mit sich bringt... Auch wenn er gute Leute hat, die ihn schützen. Man rennt ihm die Türen ein. Das gibt extrem viel Stress. Auch er ist nur ein Mensch. Irgendwann ist zu viel.
Vor oder nach Tokio 2020?
Ich hoffe vor Tokio! (lacht). Ich sehe ihn als grössten Gegner. Wenn er voll aufs Biken setzen würde, wäre er jener Mann, den es zu schlagen gilt.
Das überrascht, schliesslich dominieren Sie die Szene seit einem Jahrzehnt. Macht er wirklich etwas besser als Sie?
Schwierig zu sagen. Aber bei ihm passt alles momentan. Aber wie gesagt, wenn man so viel fährt, kann alles aus dem Gleichgewicht geraten. Ich denke nicht, dass er bis 30 so erfolgreich ist. Er macht einfach alles in vier Jahren, was andere in zehn machen.