Massenphänomen auf Schweizer Seen und Flüssen
Stand-up-Paddling wird zur Plage

Aus dem Trend wird ein Massenphänomen: Stand-up-Paddler bevölkern die Gewässer und sorgen auch für Unmut. Die Kolumne von Felix Bingesser.
Publiziert: 11:04 Uhr
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Aktualisiert: 15:19 Uhr
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Stand-up-Paddling entwickelt sich zu einer Plage. Immer mehr Menschen erobern mit ihren Monsterbrettern die Flüsse und Seebadis.
Foto: Getty Images
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Felix BingesserReporter Sport

Die hochsommerlichen Temperaturen haben nicht alle Menschen in einen stöhnenden Ruhemodus versetzt. Es ist auch die Zeit der paddelnden Heuschreckenplage.

SUP ist seit einigen Jahren die geflügelte Kurzform der trendigsten Sommeraktivität. Allein schon wenn ich dieses Wörtchen höre, bekomme ich Entenflöhe.

SUP steht für Stand-up-Paddling und hat sich zu einer veritablen Sommerplage entwickelt. Hordenweise stürmen die Menschen mit ihren meist aufblasbaren Monsterbrettern die Seebadis und die Flüsse. Nur schon wenn sie mit ihren Brettern durch die dicht besetzte Wiese Richtung Ufer trampeln, muss man sich ducken und in Sicherheit bringen.

Den Kindheitstraum vom Lokomotivführer hat man sich früher mit einer Märklin-Eisenbahn erfüllt. Den Traum vom Schiffskapitän erfüllt man sich seit einigen Jahren mit einem Stand-up-Paddle-Board. Die Arme und die gesamte Rumpfmuskulatur würden benötigt, um die Paddel mit Kraft durchs Wasser zu ziehen und das Board zu bewegen, heisst es in der Werbung. So ein Brett habe das Tragegewicht von mindestens 150 Kilo, wird ergänzt. Mehrere Zehntausend Bretter werden jedes Jahr verkauft.

Und so wird jede Fregatte zum wankenden Schiffskapitän. Der Kurs der Fregatten, das wissen die letzten verbliebenen Schwimmer des Landes, ist allerdings höchst unsicher. Da und dort scheinen Herr und Frau Schettino Schiffskapitän auf dem unkontrollierbar wankenden Brett zu sein. Auch da gilt es dann: abtauchen und sich in Sicherheit bringen. Bevor man vom Sog der Titanic in die Tiefe gerissen wird.

Wenn sich dann ein Kursschiff den Weg durch die SUP-Flotte suchen muss, gibt es abenteuerliche Bilder. Der Wellengang treibt den Hobbykapitäninnen den Schrecken ins Gesicht. Die Erkenntnis, dass mit Stand-up aufrechtes Stehen gemeint ist, wird über Bord geworfen. Kauernd oder liegend klammert man sich ans Brett. Und ist der Fall ins Wasser nicht zu vermeiden, zappeln die Kapitäne wie auf dem Rücken liegenden Käfer in Seenot, um die Rückkehr aufs Brett zu schaffen.

Gepaddelt wird überall. Und die schwarzen Schafe dieser fragwürdigen Volksbewegung schrecken auch vor der beschilften Uferzone nicht zurück. Es gibt Fehden mit der Naturschutzbehörde und im Dichtestress der Hochsommertage auch Gehässigkeiten in Seebädern. Dann, wenn sich die Boards türmen und die halbe Liegewiese blockieren.

Was einst als trendige Sommersportart begonnen hat, ist zum Volkssport geworden. Mit all den negativen Begleiterscheinungen. Mit «Get Up, Stand Up» hat Reggae-Sänger Bob Marley vieles gemeint. Aber kaum das Paddling.

So gibt es immer mehr Vorschriften, unter denen auch die rücksichtsvollen Paddler zu leiden haben. In der beliebten Badi Seerose am Hallwilersee liegen jetzt Flyer auf, die an anderen Orten sicher auch verteilt werden.

Darauf steht: Ab 2026 dürfe man keine SUP mehr mit in die Badi bringen. Entweder man hat einen offiziellen Platz im Bad für sein Board (es gibt eine Warteliste), oder man muss sich die Kapitänsmütze daheim im Garten aufsetzen und im Planschbecken paddeln.

Aufhalten lassen werden sich die SUPler nicht. Es würde nicht erstaunen, wenn sie alsbald im Winter auch die Gäste der Hallenbäder in Angst und Schrecken versetzen.

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