Darum gehts
- Alan Roura gewinnt saudischen Sponsor für Ocean-Race-Teilnahme
- 30 Bewerber für rein-schweizerisches Team, Entscheidung nächste Woche erwartet
- Teilnahme an nächster Vendée Globe ist noch offen
Bisher hat sich Alan Roura (32) nur bedingt wieder ins Familienleben eingelebt. Nach seiner Rückkehr vom härtesten Solo-Segelrennen der Welt blieb die Belastung für ihn hoch. «Das Tempo hat sich nach meiner Ankunft an Land nicht wirklich verlangsamt», sagt der Weltumsegler. Partnerbesuche, Schulveranstaltungen und Medientermine prägten seinen Alltag nach der intensiven Zeit auf See während der Vendée Globe, die ohne Zwischenstopp einmal um den Globus führte.
Doch Roura hat sich auch selber viel Arbeit aufgehalst. Der Genfer treibt ein neues Projekt voran. Er will beim Ocean Race 2027 wieder um die Welt segeln – diesmal aber nicht mehr alleine, sondern im Team.
Ein Luxus-Hotel als Sponsor, das noch in Bau ist
Zur Vorbereitung gehts schon diesen August am Ocean Race Europe an den Start. Roura enthüllte nun, dass sein Team neu «Amaala» heisst. Amaala? Das ist ein saudi-arabischer Geldgeber aus der Hotelbranche. Die Entscheidung für das Luxusresort am Roten Meer wirft Fragen auf. Das Resort ist immer noch im Bau und wird vom Saudi-Staatsfonds finanziert.
Der Kontakt zum Schweizer kam über die Ocean-Race-Organisatoren zustande. «Amaala ist Partnerin vom Ocean Race, das wir 2027 bestreiten. Da sie der Zielort für das Team-Etappenrennen rund um die Welt sein werden, wollten sie ihre Sichtbarkeit und ihren Ruf durch die Unterstützung eines Teams erhöhen», erklärt Roura.
Die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen aus Saudi-Arabien führt aber unweigerlich zu Fragen bezüglich möglicher Gewissenskonflikte. Roura begegnet diesen Bedenken gegenüber Blick offen: «Das Versprechen der Saudis, Korallen-Ökosysteme zu schützen und zu regenerieren, überzeugt mich. Amaala leitet innovative Programme, die sich auf Verantwortung und Regeneration der Korallenriffe konzentrieren.» Roura will sich davon auch noch vor Ort am Roten Meer überzeugen lassen.
Der Uhrenkonzern Hublot, welcher Roura seit 2022 als Hauptsponsor mit Beträgen in Millionenhöhe unterstützt, bleibt trotz des umstrittenen Sponsorings dem Team erhalten. «Wir pflegen eine starke Beziehung zu Hublot», sagt Roura. Der Genfer fügt jedoch hinzu, dass der neue Vertrag kleiner ausfällt.
Zuerst Erfahrungen sammeln, dann als Schweizer Segel-Nati durchstarten
Die Zeit bis zum Start des Ocean Race Europe, welches die Fünfer-Teams in fünf Etappen von Kiel (De) ins montenegrinische Kotor führt, ist knapp. Schon am 10. August gehts los.
Doch Roura sieht es als entscheidend an, diesen Sommer erste Erfahrungen mit dem neuen Projekt zu sammeln. Er will mit einem rein-schweizerischen Team ins Rennen starten. Dafür hat man eine Art «Casting» auf dem Genfersee durchgeführt. Bis nächste Woche soll dann feststehen, wer von den 30 Bewerberinnen und Bewerbern schon in diesem Sommer dabei sein wird.
Gibt Roura das Solo-Segeln ganz auf?
Bis 2027, wenn es um die ganze Welt geht, gibt es trotzdem noch einige Personalentscheide zu treffen: «Weitere Bewerbungsrunden werden 2026 stattfinden, dann jedoch mit mehr Vorlaufzeit, um unseren sportlichen Ambitionen gerecht zu werden.» Fix dabei sind neben Skipper Alan Roura mit Simon Koster und Elodie Mettraux auch zwei der besten Schweizer Segler. Das Ziel ist ambitioniert: Es soll eine Art Schweizer Nati fürs Hochsee-Segeln entstehen.
Ob Roura 2028 bei der nächsten Auflage der Vendée Globe seine Segel wieder solo hisst, bleibt noch offen. Er sieht die Teilnahme am Ocean Race 2027 jedoch als Vorteil: «Alle Medaillengewinner der letzten Vendée Globe haben an mindestens einem Abschnitt des Ocean Race 2023 teilgenommen. Die Crew gewinnt an Können und Vertrauen in die Stärke unserer Boote. Das ist alles ein Bonus!»