Läuft es Raphael Schlattinger rund, geht es auch seinem Team gut. Das ist nicht immer, aber doch sehr oft der Fall. Kein Wunder: Der Faustballer aus Dozwil TG ist einer der weltbesten Angreifer. Streift er sein Trikot über, hat er nur ein Ziel: Den Punkt zu erzielen. «Das war schon immer so. Bereits als ich im Alter von 5 Jahren mit dem Sport anfing, fand ich es cool, den Ball über das Band zu smashen», so der 26-Jährige. Und weil die Positionen im Faustball – nicht wie im Volleyball – klar verteilt sind, greift er fast ständig an. «Ich mag diese Verantwortung.» Er arbeite zwar auch defensiv, sagt Schlattinger, «aber Cristiano Ronaldo will ja auch nicht ständig verteidigen.»
Ernst gilt es für Schlattinger und die Nati schon am Sonntag (11. August) auf der Winterthurer Schützenwiese. Der Gegner um 16.45 Uhr heisst Chile, in den folgenden Tagen geht es dann gegen die USA und Brasilien. Die Reise der Schweizer soll aber erst am kommenden Samstag enden. Am liebsten mit WM-Gold. Schlattinger: «Ich will den Titel. Und ich glaube fest daran, dass wir ihn holen können.»
Dafür muss die Schweiz allerdings einen fast übermächtigen Gegner ausschalten: Deutschland. Unser nördlicher Nachbar ist Rekord-Weltmeister, gewann 11 von 14 Austragungen. Bei der letzten WM in Argentinien (2015) musste die Schweiz im Final eine bittere 0:4-Niederlage einstecken. Das ist nicht alles. Auch 2017 bei den World-Games und bei der EM 2018 besiegten uns die Deutschen im Final. «Mir reicht es langsam. Jetzt sind hoffentlich wir dran», sagt Schlattinger.
«Meine deutsche Freundin wird mich unterstützen»
Damit das gelingt, bräuchte es im Direktduell es einen absoluten Top-Tag – da macht sich Schlattinger nichts vor. «Jeder von uns muss 120 Prozent Leistung zeigen», so der Linkshänder. Gleichzeitig profitiert die Nati doppelt von seiner Klasse und Erfahrung. Warum? Weil Schlattinger seit drei Jahren in der deutschen Bundesliga spielt. Er ist unser einziger Legionär in der besten Faustball-Liga der Welt. Und dadurch so etwas wie der Schweizer Spion für die WM. «Ich kenne die Deutschen natürlich sehr gut. Ich weiss, wer welche Qualitäten und Schwächen hat. Das werde ich sicher einbringen, sollten wir auf sie treffen.»
Schlattinger spielt und lebt in Calw, einem 25 000-Einwohner-Städtchen in Baden-Würtenberg. «Ich wollte mich weiterentwickeln und wagte den Schritt», erzählt Schlattinger. Er arbeitet zu 100 Prozent als Zimmermann, trainiert mit dem TSV 3 bis 4 Mal pro Woche, ehe am Wochenende die Spiele folgen. Nicht jede Freundin würde da mitmachen – seine Lisa (25) aber schon. «Sie selbst ist auch im Verein und teilt meine Leidenschaft für Faustball. Das ist natürlich super.»
Und wem wird Lisa, die in diesen Tagen bei ihrem Liebsten in der Schweiz weilt, an der WM die Daumen drücken: Ihrem Freund? Oder vielleicht doch ihrem Heimatland Deutschland? Schlattinger muss lachen: «Sie wird mich ganz sicher unterstützen – also auch die Schweiz!»
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