Darum gehts
- Beat Hefti ging auf Tiktok als Bademeister viral
- Der ehemalige Bobfahrer präsentiert sein neues Leben im Freibad
- An Spitzentagen kann es für Hefti im Freibad fast so streng werden wie im Eiskanal
Mit einem fröhlichen «Guete Morge mitenand» begrüsst Beat Hefti (47) täglich seine Follower auf Social Media. Mit dieser sympathischen Art führt der gelernte Zimmermann Blick stolz durch sein Freibad in Herisau AR.
Er kennt fast jedes Kind in der Badi beim Namen. Man spürt sofort: Der Wechsel vom Spitzensport in die Badi hat sich für ihn gelohnt: Der Appenzeller fühlt sich im neuen Job sichtlich pudelwohl. Mit pinkem Shirt und grossem Strahlen zeigt er sein zweites Zuhause, nur wenige Meter von seinem Elternhaus entfernt.
Ein Karrierewechsel der anderen Art
Die Idee, das Freibad zu übernehmen, kam auch für Hefti eher überraschend. Nach dem Rücktritt vom Spitzensport arbeitete der Olympiasieger von 2014 zunächst bei einem Fleischverarbeiter und anschliessend im Sportzentrum Herisau, wo er bereits für das Hallenbad verantwortlich war. Als er von der Suche nach einem neuen Freibadleiter erfuhr, schaute er sich die Ausschreibung genauer an.
«Wenn mir das früher mal einer gesagt hätte, dass ich mal Bademeister werde, hätte ich den wohl ausgelacht», sagt Hefti heute und lacht. Dabei kennt er das Herisauer Freibad wie kaum ein anderer: Schon als Kind verbrachte er hier unzählige Stunden und konnte die Rutschbahnen sogar von seinem Kinderzimmer aus sehen.
Seine Frau Sheena liess sich ebenfalls schnell begeistern. Heute führt sie das Badi-Restaurant Summertime, während ihr Mann das Gelände managt. «Ich musste nicht mal mehr eine Badmeister-Ausbildung machen. Viele Abläufe kannte ich schon aus dem Hallenbad», sagt Beat Hefti.
Unternehmertum dank Bob?
Dass das Freibad in diesem Sommer oft bis auf den letzten Platz gefüllt ist, kommt nicht von ungefähr. Hefti weiss, wie man organisiert, netzwerkt und Projekte stemmt. Vieles davon hat er im Bobsport gelernt: «Ich musste mir fast mein ganzes Budget selbst durch Sponsoren sichern.»
Diesen Elan bringt er nun ins Freibad. Auf Social Media gehen seine Videos regelmässig viral. Einzelne Clips wurden über 100’000-mal angeschaut. «Manchmal reisen Jugendliche extra von weit her an, weil sie mich auf Tiktok gesehen haben», erzählt er. Dass er dabei auch körperlich gefordert ist, zeigt sein Schrittzähler: «An Spitzentagen mache ich über 45’000 Schritte.»
Ideen hat der dreifache Vater viele: «Jedes Jahr soll eine neue Attraktion dazukommen – wie im Europa-Park», verspricht Hefti. Auch Events organisiert er: Erst kürzlich fand eine «Freibad-Olympiade» statt. Ob er dabei selber gerne wieder aufs Podest steigen würde? «Nein, das vermisse ich nicht», sagt er entschieden.
Im Winter feilt Hefti an der Schweizer Bob-Zukunft
Trotz neuem Beruf ist Hefti dem Bobsport treu geblieben. Immer wieder ist er mit seiner mobilen «Anschiebebahn» in der ganzen Schweiz unterwegs, um junge Talente zu entdecken. «Ich schaue oft bei Turnern oder Handballern vorbei. Die bringen meist gute körperliche Voraussetzungen mit», erklärt er. Für viele sei der Bob ein zweiter Karriereweg, der schon einige Athleten zu ungeahnten Erfolgen führte.
An Talent mangelt es in der Schweiz laut dem Nachwuchsförderer nicht. Eher an finanziellen Anreizen. «Zu viele Talente verlieren wir leider, weil der finanzielle Anreiz einfach zu klein ist, so viel Kraft und Zeit in diesen Sport zu investieren», sagt er.
Vom Olymp zur Wasserrutsche
Beat Hefti hat es geschafft, nach seiner Spitzensportkarriere ein neues Kapitel aufzuschlagen. Mit Energie, Freude und einer grossen Portion Humor. Dass er heute nicht mehr für Edelmetall kämpft, sondern für sauberes Wasser, gute Stimmung und ein volles Freibad, stört ihn kein bisschen. Im Gegenteil: «Die Badi zu führen, macht mir einen Riesenspass!»