Bodybuilding-Star Greene
«Ich bin mein Meisterwerk»

Im Ghetto von New York sah Kai Greene nur eine Chance, etwas aus seinem Leben zu machen: Er musste riesig werden!
Publiziert: 04.11.2012 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:42 Uhr
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Kunst am Körper: In der Bodybuilding-Szene ist Muskelmann Kai Greene ein Superstar. Klicken Sie sich durch die Bilder!
Foto: Joseph Khakshouri
Von Sandro Inguscio

Ein kleines karges Apartment. Eines von 2500 in der Sozialbausiedlung aus dem Jahr 1940. Mitten in Brooklyn. Ghetto von New York. Hier regieren Gangs, hier gehört Kriminalität zum Alltag. Und hier wohnt Kai Greene (37). Besitzer eines der spektakulärsten Körper auf dem Erdball. Ein 118-Kilo-Muskelmonster. Ein gefeierter Bodybuilding-Superstar. Die aktuelle Nummer zwei weltweit.

Luxus hat in seinem Leben trotzdem keinen Platz. Das hatte er noch nie. Als Sechsjähriger kommt Greene in die Obhut des Staates. Zehn Jahre lang wird er von einem Heim ins andere abgeschoben. Das einzige was ihm Halt gibt: Seine Malerei und der Wunsch, aus seinem Körper die perfekte Skulptur zu erschaffen. Er studiert die menschliche Anatomie bis ins Detail. Die Hanteln werden zu seinem Meissel, mit dem er Tag für Tag an seinem Körper arbeitet. Als ihn SonntagsBlick bei seinem Gastauftritt in Basel anlässlich der Bodybuilding Schweizermeisterschaft trifft, sagt er denn auch: «Ich bin mein eigenes Meisterwerk.»

Schnell wird klar: Greene ist anders als der Klischee-Bodybuilder. Seine Antworten sind wohlüberlegt, ja geistreich. Sein Leben im Rampenlicht, als fleischgewordene Actionfigur, sieht er in einem grösseren Rahmen: «Ich wollte Bodybuilder werden, weil ich Herr über mich selber sein wollte und so die Realität um mich herum selber kreieren konnte. Denn es sind nicht die Muskeln, sondern unsere Gedanken, die entscheiden. Sie sagen unseren Füssen, ins Fitnesscenter zu gehen; unseren Händen, die Gewichte zu stemmen. Sie entscheiden, ob wir Erfolg haben oder scheitern.»

Opfer einer brutalen Attacke

Scheitern war für ihn nie eine Option. «Als ich mich auf meine ersten Wettkämpfe vorbereitete, lebte ich von Brot und Wasser, schlief bei Freunden auf dem Sofa und kratzte meine letzten Cents zusammen. Und trotz meinen primitiven Mitteln gewann ich Titel», sagt er. Um Geld zu verdienen, jobbte er als Türsteher, wurde Opfer einer Attacke, die ihm eine Narbe über die gesamte rechte Gesichtshälfte einbrachte. 16 Jahre brauchte er, bis sein Kunstwerk 2004 endlich eine Profilizenz wert war. Heute lebt er von seinem Monster-Körper. Fertig wird seine Skulptur aber für ihn wohl nie sein.

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