Extremsport-Zahnarzt mit waghalsigem Kite-Surf-Versuch
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In der Antarktis:Extremsport-Zahnarzt mit waghalsigem Kite-Surf-Versuch

Als erster Kitesurfer
Zürcher Zahnarzt plant waghalsige Meerenge-Überquerung

Zahnarzt und Extremsportler Geza Scholtz bereitet sich in Taiwan auf eine spektakuläre Kitesurf-Überquerung der Taiwanstrasse vor. Das Projekt hängt vom perfekten Wetterfenster ab.
Publiziert: 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 00:27 Uhr
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Geza Scholtz wagt sich nach 2016 auf sein nächstes grosses Kitesurf-Abenteuer.
Foto: Björn Detre

Darum gehts

  • Geza Scholtz plant Kitesurf-Überquerung der Taiwanstrasse
  • Wetter und politische Lage sind grösste Herausforderungen für das Abenteuer
  • Die Idee zum Projekt kam von einem verschollenen Windsurf-Pionier
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Benjamin Gwerder

Geza Scholtz (43) sitzt gerade mit seiner Crew in einem taiwanesischen Coffeeshop, als Blick ihn erreicht: «Wir sind gestern über Taipeh auf den Matsu-Inseln angekommen und halten uns jetzt zweieinhalb Wochen bereit für das perfekte Wetterfenster.»

Das neueste Projekt vom Zürcher Unternehmer, Abenteurer und Zahnarzt steht und fällt mit dem Wind. Er möchte von China nach Taiwan reisen – 150 km über raue See nur mit Brett und Kite. Genau genommen startet Scholtz von den Matsu-Inseln, welche sich direkt vor dem chinesischen Festland befinden, aber noch zu Taiwan gehören. «Aufgrund der aktuellen Lage (politische Spannungen, d.Red.) zwischen China und Taiwan haben wir uns entschieden, von der Matsu-Hauptinsel Lienchiang aus zu starten», sagt Scholtz.

Treibt ihn der Wind zu weit ab?

Für sein sportliches Ziel ist dies jedoch kein Vorteil. Im Sommer kommt der Wind in der Meerenge zwischen dem chinesischen Festland und Taiwan, das China nicht als unabhängiges Land anerkennt, aus dem Süden. Das macht es für Scholtz schwierig: «Die Gefahr besteht, dass der Wind so stark nach Norden weht, dass ich die Insel Taiwan gar nicht ansteuern kann. Um dieses Problem zu umgehen, müssen wir unseren Startpunkt soweit nach Süden verschieben, dass wir in chinesischem Gewässer sind. Was da genau passieren wird, weiss niemand!»

Allgemein sieht Scholtz das Wetter als eine der grössten Herausforderungen in seinem jüngsten Projekt: «Neben der politischen Lage und der physischen Herausforderung macht mir das Wetter am meisten Bauchweh.» Aktuell verheisst der Blick auf den Wetterbericht vor Ort nichts Gutes. Dennoch bleibt die ganze Crew, bestehend aus zwei Bootsführer, einer helfenden Hand und einem Kameramann, positiv. Scholtz: «Der Wind ist schwer vorhersehbar. Sollte das richtige Wetterfenster eintreffen, sind wir innerhalb von einem Tag bereit. Einen ersten Versuch ist nächste Woche geplant.» Für die Querung der etwa 150 Kilometer breiten Taiwanstrasse rechnet Scholtz 10 bis 12 Stunden ein. Es wäre die erste Kitesurf-Überquerung an dieser Stelle, ein verrückter Rekord. 

Der traurige Versuch von Windsurf-Pionier de Rosnay

Eines der bisher grössten Kitesurf-Projekte der Scholtz-Brüder war der Versuch für die Überquerung der Beringstrasse. Die 85 Kilometer breite Meerenge zwischen Alaska (USA) und Sibirien (Russland). 2010 und 2011 haben sie es versucht, beide Male sind sie an den harten Bedingungen im hohen Norden gescheitert. Scholtz sagt dazu: «Eigentlich wollte ich nochmals nach Alaska für einen weiteren Versuch, die Beringstrasse endlich zu überqueren. Das Boot, gekauft von der amerikanischen Coastguard, hatten wir schon organisiert, dann kam Corona.» Scholtz wollte das Projekt vorerst nur hinausschieben, doch mit dem Ukraine-Krieg musste er seinen Plan endgültig begraben. 

So kam die Idee der Taiwanstrasse wieder auf: «Ich habe das Projekt wieder ausgegraben.» Darauf aufmerksam wurde Scholtz, als er vom Windsurf-Pionier Arnaud de Rosnay las. Der Draufgänger aus Paris plante im November 1984 das gleiche Unterfangen wie Scholtz, jedoch ohne Begleitung und mit Segel statt Kite. De Rosnay kam jedoch nie in Taiwan an, er gilt bis heute als verschollen.

Für sein Projekt hat Scholtz deswegen keine Bedenken: «Bestimmt sind Strandferien auf Mallorca sicherer. Wir sind mit dem ganzen Team jedoch gut aufgestellt.» Jedes vergleichbare Unterfangen bringt gewisse Risiken mit sich, doch Scholtz hält das nicht davon ab, weiter abenteuerlustig zu sein: «Ein Ziel dieses Projektes ist es auch, andere Menschen zu ermutigen, ihre eigenen Abenteuer zu verwirklichen.»

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Der Abenteurer-Doktor, der sein Projekt selber finanziert

Wenn Dr. med. dent. Geza Scholtz nicht auf einem Abenteuer ist, arbeitet er in seiner Zahnarztpraxis im Zürcher Seefeld: «In der Praxis habe ich zusammen mit meinem Bruder André 15 Angestellte. Das Projekt neben der Arbeit zu lancieren, war herausfordernd.» Die harte Arbeit zahlt sich jedoch aus. Der Kitesurfer finanziert sein Projekt selber und bleibt somit komplett unabhängig.

Scholtz hat auch in seinem Beruf schon einige Abenteuer erlebt. Wenn es ihm die Zeit erlaubt, reist er in ferne Länder wie die Mongolei, Nepal, Vietnam und Kambodscha und arbeitet dort als Zahnarzt. «Gerne würde ich mehr solche Projekte machen, uns geht es sehr gut, darum ist es wichtig, dass wir auch etwas zurückgeben.»

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