Es ist die wohl grösste Doping-Razzia aller Zeiten. Europäische Sicherheitsbehörden haben zu einem bislang beispiellosen Schlag im Anti-Doping-Kampf ausgeholt. Wie die europäische Polizeibehörde Europol am Montagabend mitteilte, wurden bei einem internationalen Doping-Einsatz 234 Verdächtige festgenommen.
Der Einsatz habe zeitgleich in 23 EU- und zehn anderen Ländern, darunter die Schweiz, Kolumbien und die USA, stattgefunden, teilte die europäische Polizeibehörde Europol am Montag mit.
Schweiz im Kickoff-Meeting vertreten
In Tat und Wahrheit war die Schweiz aber nur sehr am Rande involviert. «Es gab in der Schweiz keine Aktionen», verrät David Marquis, Mediensprecher der Eidgenössischen Zollverwaltung auf BLICK-Anfrage. «Beim Kickoff-Meeting in Rom war der Schweizer Polizei-Attaché dabei. Dort wurde aber entschieden, dass in der Schweiz keine Aktionen notwendig sind.»
Hierzulande gibt es im Zusammenhang mit der Aktion «Viribus» keine Verhaftungen. Der Skandal unter Hobbysportlern spielt sich im Ausland ab.
Fast 1000 Anzeigen gegen Personen
Bei der unter Federführung Italiens und Griechenlands durchgeführten Aktion seien insgesamt 3,8 Millionen Dopingpräparate und gefälschte Medikamente sichergestellt worden, davon allein über 24 Tonnen Steroidpulver, so Europol. In Europa haben die Sicherheitsbehörden neun Geheimlabore entdeckt und insgesamt 17 Gruppen des organisierten Verbrechens ausgehoben.
Fast 1000 Personen wurden wegen der Produktion, Veräußerung oder Verwendung leistungssteigernder Substanzen angezeigt, 839 Strafverfahren laufen bereits. Unter Federführung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) wurden im Zuge der Operation 1357 Blut- und Urintests durchgeführt. Bei welchen Sportereignissen und bei welchen Sportlern Tests durchgeführt wurden, blieb zunächst unklar.
Im Fokus stehen für einmal die Amateure, nicht die Spitzensportler. Die Razzia legte ein System offen, in dem sich Hobbyathleten mit Prepaid-Kreditkarten und Kryptowährungen illegale Substanzen in kleinen Mengen kauften. Vieles davon wurde in Fitnessstudios und ungeregelten Online-Apotheken durchgereicht. Dealer nutzten soziale Medien, um ihre Produkte zu bewerben.
Antidoping Schweiz war ohne Kenntnis der Aktion
Dies sei auch ein ungleich grösserer Markt, sagt Beat Steiner, Vizedirektor von Antidoping Schweiz. Dort begrüsst man die Operation «Virbus», hatte aber nichts damit zu tun. Steiner: «Wir waren aber nicht involviert und hatten auch keine Kenntnis davon. Solche Aktionen sind im Vorfeld streng geheim.» (sme/sid/SDA)