Matthias Lötscher kehrt heute vom Paraplegiker-Zentrum Nottwil nicht nur an seinen Wohnort, sondern auch an seine frühere Wirkungsstätte, die Schanze im Schrattendorf, zurück. Hier wagte er als Bub seine ersten Sprungversuche als Skispringer.
Mittlerweile ist die Anlage mattengängig gemacht worden. Sie wird heute Abend anlässlich eines regionalen Nachtspringens ihrem Zweck als Sommeranlage übergeben. Matthias wird dabei sein, er amtet als Speaker. «Natürlich wäre ich lieber selbst über die Schanze gehüpft. Ich freue mich aber auch so», sagt Matthias.
Er ist auf spezielle Weise seiner Heimatschanze verbunden, denn er war am Aufbau der Anlage massgeblich beteiligt. «Im letzten Herbst betätigte ich mich beim Betonieren der Unterlage für die Matten. Und in diesem Frühjahr habe ich die Matten dann gelegt und montiert.»
Seinen grossen Einsatz bereut Matthias nicht. «Es hat Spass gemacht und mein ganzer Aufwand kommt ja letztlich dem Nachwuchs zugute.»
Matthias Lötscher, der als talentierter Nordisch-Kombinierer im letzten Winter noch die Junioren-Weltmeisterschaften bestritt, hat bewegte Zeiten hinter sich. Die Einordnung seiner schweren Verletzung hat ihn anfänglich am meisten beschäftigt.
Umso mehr grosses Aufatmen nach einer ersten genauen Diagnose. Der Absolvent des Gymnasiums Plus in Schüpfheim bleibt inkompletter Tetraplegiker. Mit grossem Engagement sowie effizient angewendeten Therapien lässt sich so sein Zustand verbessern.
«Ich kann mittlerweile die Beine strecken, Oberkörper und Arme bewegen und besitze auch bereits Gefühl in den Fingern. Über meine Fortschritte bin ich selbst am meisten erstaunt», so Matthias, der an den Rollstuhl gebunden ist.
Langweilig wird es ihm im Paraplegiker-Zentrum Nottwil nicht. Wenn nicht gerade Therapien anstehen, befasst er sich mit dem Lehrstoff für die in zwei Jahren anstehende Matura. «Ich werde auch gut betreut, zudem bringen mir viele Besuche eine willkommene Abwechslung.»
Matthias Lötscher wird noch mindestens fünf Monate im Paraplegiker-Zentrum verbleiben müssen. Wie es dann weitergeht, weiss er noch nicht. Priorität hat vorerst die Matura. Und dann besteht noch ein kleiner Funken Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Wettkampftätigkeit.
Eine solche schliesst selbst der frühere erfolgreiche Nordisch-Kombinierer und Initiant der Mattenschanze in Marbach, Karl Lustenberger, nicht ganz aus. «Ich bin hoch erfreut über die positive Entwicklung von Matthias. Wenn er so weiter an sich arbeitet und – was wichtig ist – an sich glaubt, schafft er es.»
Positive Signale kommen auch von seinem Vater Fritz, einem früheren Langläufer und Trainer. «Ich bewundere meinen Sohn, wie er mit der ganzen Situation umgeht. Dies stimmt mich und meine Familie für die Zukunft sehr zuversichtlich.»