«Lukas», sagt ein ehemaliger Clubkamerad, «ist ein selten offener Mensch, der auf alle zugeht. Er ist sehr spontan. Mit ihm kann man Pferde stehlen.»
Lukas Wernas (22), genannt «Luc», aber ist nicht mehr. Noch kann keiner verstehen, dass der Luzerner, geboren am 30. November 1985, sich am vergangenen Samstag das Leben nahm.
Lukas Wernas war ein Paradeathlet. 1,99 Meter gross, fast 100 kg schwer – ein starker Mann. Äusserlich. Innen sahs anders aus.
Wernas war labil, depressiv und verletzlich. Im Schweizer Männerachter war er der Ruderer mit den weitaus besten physischen Voraussetzungen – ein Supertalent. Das Boot mit ihm war auf dem Weg in die Weltspitze, ohne ihn war es nach seinem krankheits-bedingten Rückzug nicht mehr das gleiche.
Denn Lukas Wernas hat es nicht geschafft. Im Schweizer Rudersport herrscht grosse Betroffenheit, Wernas war beliebt. «Wir sind völlig schockiert, das ist tragisch. Das müssen wir erst einmal verarbeiten», sagt ein Achter-Kollege. Hansruedi Schurter, Präsident des Schweizerischen Ruderverbandes, erhielt die Nachricht am Samstagabend – und war konsterniert. «Ich kann es noch nicht glauben.»
Ein Freund sagt: «Er war ein sehr spannender Mensch.» In der Tat. Wernas kam sogar auf Journalisten zu, während die Schweizer Ruderer ansonsten lieber einen Bogen um die Presse machen. Er diskutierte gerne. Auch mit seinen Teamkollegen, die er genau beobachtete. Er stellte hohe Ansprüche an seine Crew. Wer nicht genügte, hörte seine Kritik.
Der Politologie-Student an der Uni Zürich beherrschte Französisch, Englisch, Spanisch, Holländisch und etwas Chinesisch. Er war extrem leistungsbezogen, verlangte sich bisweilen zu viel ab, darum musste er sich im vergangenen Jahr mit einem Burn-Out vom Achter zurückziehen. Lukas versuchte ein Comeback, das nicht gelang. Nach den Weltmeisterschaften in München 2007 hörte er mit dem Spitzensport auf.
Seine Stimmungsschwankungen liessen ein regelmässiges Training nicht mehr zu. Seinen offiziellen Rücktritt hat er nie gegeben. Er blieb stets mit dem Achter verbunden, trainierte im Einer nebendran. War zuletzt noch mit im Langlauf-Trainingslager in St. Moritz. Die Gemeinschaft gab ihm Halt.
Nach der Matura wanderten seine Eltern mit den Geschwistern nach China aus. Wernas wohnte dann eine Zeitlang in Zürich, wurde Mitglied beim Seeclub Zürich, zog dann wieder in den Raum Luzern
zurück, wo er sich viel wohler fühlte.
Noch im Herbst hatte er seiner Familie einen längeren Besuch abgestattet. Seine Eltern kamen gestern Abend spät in die Schweiz zurück. Für sie gibt es keinen Trost.