Werner Günthör trauert um Jean-Pierre Egger (†81)
«Er war wie ein Vater für mich»

Kugelstoss-Legende Werner Günthör trauert. Er hat mit Jean-Pierre Egger seinen Erfolgstrainer, Mentor und Ziehvater verloren: «Er war so ein liebenswürdiger Mensch.»
Publiziert: 29.07.2025 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2025 um 18:15 Uhr
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Feierten zusammen grosse Erfolge: Jean-Pierre Egger (l.) und Werner Günthör.
Foto: RDB

Darum gehts

  • Werner Günthör trauert um seinen verstorbenen Trainer Jean-Pierre Egger
  • Egger war wie ein Vater für Günthör und entscheidend für seine Erfolge
  • Günthör wurde unter Egger dreimal Kugelstoss-Weltmeister und gewann Olympia-Bronze 1988
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel LeuStv. Sportchef

Die Stimme von Werner Günthör (64) ist leise, er klingt traurig. Der Tod seines langjährigen Trainers und Mentors Jean-Pierre Egger kurz vor dessen 82. Geburtstag geht ihm nahe, sehr nahe. «Ich habe heute Morgen von Jean-Pierres Frau Béatrice erfahren, dass er verstorben ist», sagt Kugel-Werni zu Blick.

Egger und Günthör – das passte. «Jean-Pierre war wie ein Vater für mich. Ohne ihn wären all meine Erfolge kaum möglich gewesen, denn als ehemaliger Kugelstösser kannte er sein Metier bestens.»

«Am Ende schliefen wir beide ein ...»

Kennengelernt hatten sich die zwei 1980. «Damals bestritt Jean-Pierre an der SM in Lausanne seinen letzten Wettkampf. Während er siegte und so zum zwölften Mal Schweizermeister wurde, belegte ich nur Rang 5 und war danach wegen meiner Leistung stinksauer.»

Zwei Jahre später kam Günthör als 21-Jähriger nach Magglingen, und Egger nahm ihn dort unter seine Fittiche. «Ich war damals noch sehr jung und wild und erlebte in Magglingen auch schwierige Zeiten. Doch Jean-Pierre kümmerte sich rührend um mich. Ich war oft bei seiner Familie zum Abendessen und verbrachte viel Zeit mit ihm, seiner Frau und den Töchtern.»

Danach feierte das Duo grosse Erfolge. Günthör wurde unter Egger dreimal Kugelstoss-Weltmeister, einmal Europameister und gewann 1988 in Seoul Olympia-Bronze. «Spontan kommt mir eine Anekdote von meinem ersten WM-Titel 1987 in Rom in den Sinn», erzählt Günthör, «nach der morgendlichen Qualifikation gingen wir zurück ins Hotel, in dem wir damals ein Zimmer teilten. Jean-Pierre redete die ganze Zeit auf mich ein, denn er wollte nicht, dass ich einschlafe, weil ich so die Spannung für das Finale am Abend verlieren könnte.» Ein Plan, der nicht aufging. «Am Ende schliefen wir beide ein …»

Apropos Schlafen: «Später haben wir immer geschaut, dass wir getrennte Zimmer haben, weil wir beides Schnarcher waren und so den anderen jeweils gestört haben.»

Günthör muss beim Erzählen leicht schmunzeln. Seine Erinnerungen an Egger, sie sind durchwegs positiv. «Er war immer mein Leuchtturm in der Brandung. Ein super und liebenswürdiger Mensch. Ich weiss nicht, ob es einen solchen Menschen noch einmal auf dieser Erde gibt.»

Er hat ihn noch vor wenigen Tagen getroffen

Günthör und Egger sorgten einst auch für negative Schlagzeilen. Es ging um Dopingvorwürfe, die rückblickend betrachtet falsch waren. Günthör 2021 zu Blick: «Damals gab es sogenannte Therapiefenster, in denen ich wegen Verletzungen vom Arzt mit Medikamenten behandelt wurde, die zwar schulmedizinisch richtig waren, für Sportler aber auf der Dopingliste standen. Das war damals legal. Ich kann ohne schlechtes Gewissen in den Spiegel schauen, und das ist das Wichtigste.»

Zuletzt getroffen hat Günthör seinen Mentor Egger noch vor wenigen Tagen. «Ich habe ihn zusammen mit meiner Frau Nadja besucht. Da war er gesundheitlich schon sehr angeschlagen und man musste befürchten, dass es wohl nicht mehr gut kommt.»

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