Gegen Caster Semenya ist kein Kraut gewachsen. Seit drei Jahren ist die intersexuelle Südafrikanerin in ihrer Paradedisziplin, den 800 Metern, ungeschlagen. Auch beim ersten Diamond-League-Meeting in Doha (Kat) rennt Semenya allen davon. Im Normalfall würde sie damit nicht mehr für grosse Schlagzeilen sorgen. Doch diesmal ist alles anders.
Der Grund dafür: Semenya darf wohl nie mehr mit ihrem «normalen» Testosteron-Spiegel an den Start gehen. Das entschied der Internationale Sportgerichtshof (TAS). Die konkrete Regel: Frauen mit einem Testosteron-Wert von 5 oder mehr Nanomol pro Liter Blut, die zwischen 400 Meter und einer Meile laufen, sind künftig nicht mehr für Wettkämpfe zugelassen. Damit soll die Chancengleichheit wiederhergestellt werden. Die Regel gilt ab dem 8. Mai.
Dagegen hatte Semenya geklagt. «Wenn ich pinkle, pinkle ich wie eine Frau. Ich weiss, dass ich eine Frau bin», sagt die 28-Jährige. Sie fühlt sich diskriminiert. Der TAS wies ihre Klage jedoch ab. Obwohl die Richter zugeben, dass die «Testosteron-Regel» tatsächlich herabwürdigend ist, sei diese Massnahme «nötig, vernünftig und angemessen». Es gebe im Sport letztlich nur zwei massgebende Einteilungen: Das Alter und das Geschlecht.
Letzteres ist bei Semenya, die mit einer Frau verheiratet ist, seit jeher der Zankapfel. Denn: Semenya ist von Natur aus zu wenig Mann, um bei den Männern zu starten. Aber auch zu wenig Frau, als dass ihre Gegnerinnen eine reelle Chance gegen sie hätten.
Ihre tiefe Stimme, das breites Kreuz und die definierten Muskeln fallen auf. Dafür kann Semenya nichts. Ihr Körper produziert schlicht mehr männliche Geschlechtshormone als jene Menge, die als normal gilt. Um ihn zu senken, muss sie künftig sechs Monate vor den Wettkämpfen Medikamente einnehmen. Allerdings gilt für die WM in Doha (ab 27. September) noch eine Ausnahmeregel. Und: Semenya kann das Grenzwert-Urteil innert 30 Tagen beim Schweizer Bundesgericht anfechten.
Atcho bei Ausland-Premiere stark
Zum ersten Mal überhaupt trat Sarah Atcho (24) an einem Diamond-League-Meeting ausserhalb der Schweiz auf. Und die Waadtländerin zahlt noch Lehrgeld: Mit 23,89 Sekunden kommt sie als letzte ins Ziel. Siegerin ist Dina Asher-Smith mit 22,26 Sekunden.