Marion Jones muss hinter Gitter

Ein wegweisendes Urteil im Kampf gegen Doping: Die frühere Star-Sprinterin Marion Jones wird vom Richter wegen Dopingvergehen für sechs Monate in den Knast geschickt.
Publiziert: 11.01.2008 um 19:06 Uhr
|
Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:45 Uhr

Das Gericht in White Plains im Bundesstaat New York kannte keine Gnade mit der 32-jährigen Mutter: Sechs Monate Haft lautet das Verdikt. Zudem muss Marion Jones innert zwei Jahren 400 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten. Eine Busse hätte keinen Sinn gemacht, weil sich die Ex-Millionärin vor Monaten vor Gericht bereits als bankrott erklärt hatte.

Zum Verhängnis wurden Marion Jones Falschaussagen zu ihrer Dopingvergangenheit und Mithilfe zu Scheckbetrügereien ihres Ex- Freundes Tim Montgomery, dessen 100-m-Weltrekord wegen Dopings aberkannt worden war.

Die Anwälte von Marion Jones hatten noch vor wenigen Tagen für eine milde Bestrafung ihrer Klientin plädiert, weil sie durch den Absturz von einem Sportidol zu einer nationalen Schande bereits genug bestraft sei. Auf diese Argumentation trat das Gericht nicht ein. Die frühere schnellste Frau der Welt hatte erst vor drei Monaten den Dopinggebrauch gestanden. Die Anklage warf der zweifachen Welt-Leichtathletin deshalb kalkulierte Lügen vor.

Zweimal log Jones wissentlich vor US-Ermittlern. Als sie 2003 zu ihrer Verstrickung in den Skandal um das kalifornische Balco-Labor befragt wurde, sagte die Ex-Sprinterin die Unwahrheit. Sie habe gelogen, weil sie in Panik geraten sei, um ihren Trainer zu schützen und um alles zu bewahren, wofür sie so hart gearbeitet habe, schrieb Jones vor drei Monaten, als sie endlich mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit trat.

Ihre drei olympischen Gold- (100 m, 200 m, Staffel 4 x 400 m) sowie die zwei Bronzemedaillen (Weit, Staffel 4 x 00 m) von Sydney hatte Marion Jones schon veloren. All ihre Wettkampfergebnisse seit dem 1. September 2000 wurden gestrichen. Zudem sieht sich das einstige Dreamgirl mit finanziellen Rückforderungen von 800000 Dollar durch den Weltverband IAAF und die US-Antidoping-Agentur Usada konfrontiert.

Marion Jones nahm das Urteil schluchzend zur Kenntnis und weinte sich an der Schulter ihres Lebensgefährten Obadele Thompson aus. Sie hat nun bis März Zeit, ihre Strafe anzutreten. «Ich hoffe wirklich, dass man aus meinen Fehlern lernen wird», sagte die US- Amerikanerin nach der Urteilsverkündigung gegenüber Reportern.

Der US-Leichtathletik-Verband zeigte sich in einer Erklärung betroffen über «ein Urteil, das eine traurige Serie von Ereignissen beschliesst und die Folgen von Betrug in allen Facetten des Lebens, auf der Laufbahn und abseits davon, illustriert». Die Enthüllung, dass «einer unserer grössten Stars leistungssteigernde Substanzen genommen, das mehrfach geleugnet und bei dem Betrug mitgemacht hat, hat keine gute Seite», erklärte Verbandspräsident Bill Roe.

Für den Weltverband IAAF verlieh Sprecher Nick Davies seiner Hoffnung darüber Ausdruck, dass die Strafe gegen Jones andere abschrecken wird. «Sechs Monate sind viel, aber man hofft, dass es abschreckend auf andere wirkt», betonte Davies. Nach ihrer Haftstrafe könne Jones dazu beitragen, «der IAAF und anderen Organisationen zu helfen, dass andere nicht dem Weg, den sie eingeschlagen hat, folgen». (si)

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Langjährige Haftstrafe für Jones' Ex-Trainer
Der ehemalige Trainer von Marion Jones, Steve Riddick, muss wegen Bankbetrugs und Geldwäsche in Millionenhöhe für fünf Jahre und drei Monate ins Gefängnis und 375000 Dollar Busse zahlen. Riddick, 4x100-Meter-Staffelolympiasieger von 1976, wurde schuldig gesprochen, jahrelang mit drei Komplizen, darunter dem ehemaligen 100-Meter-Weltrekordler Tim Montgomery, mehrfach Banken betrogen und Geld gewaschen zu haben. (si)
Der ehemalige Trainer von Marion Jones, Steve Riddick, muss wegen Bankbetrugs und Geldwäsche in Millionenhöhe für fünf Jahre und drei Monate ins Gefängnis und 375000 Dollar Busse zahlen. Riddick, 4x100-Meter-Staffelolympiasieger von 1976, wurde schuldig gesprochen, jahrelang mit drei Komplizen, darunter dem ehemaligen 100-Meter-Weltrekordler Tim Montgomery, mehrfach Banken betrogen und Geld gewaschen zu haben. (si)
Die Person Marion Jones
Geboren am 12. Oktober 1975 in Los Angeles, Kalifornien. – - Zivilstand: verheiratet in zweiter Ehe mit Obadele Thompson (Barbados), dem Olympiadritten von Sydney 2000 über 100 m (gemeinsames Kind seit Juli 2007); geschieden vom einst dopinggesperrten Ex-Kugelstoss-Weltmeister C.J. Hunter (USA), erstes Kind Tim jr. (geb. Juni 2003) vom dopinggeständigen 100-m-Ex- Weltrekordler Tim Montgomery (USA).

Dopinggeständnis: Vor Gericht am 5. Oktober 2007 für den Zeitraum von Anfang September 2000 bis Juli 2001.

Gefängnisstrafe: Sechs Monate wegen Doping-Falschaussage vor Untersuchungsbehörden am 11. Januar 2008 in Scotch Plaines, US- Bundesstaat New York und Mithilfe zu Scheckbetrügereien ihres Ex- Freundes Tim Montgomery.

Verlorene Medaillen: Olympische Spiele Sydney 2000: Gold über 100, 200 und 4x400 m, Bronze über 4 x 100 m und im Weitsprung; Weltmeisterschaften 2001 in Edmonton (Ka): Gold über 200 m, Silber über 100 m. Zuvor schon verlorene Medaillen: WM-Gold von 2001 über 4x100 m nach Dopinggeständnis von Kelli White (USA).

Rückforderungen: Die US-Antidoping-Agentur verlangt 100 000 Dollar von Jones zurück, der Weltverband IAAF rund 700 000. Jones hat sich allerdings im Sommer bankrott erklärt.

Positive A-Probe: Im Juni 2006 bei den US-Meisterschaften auf Epo. Die B-Probe bestätigt das Ergebnis nicht.

Verbliebene Erfolge. Weltmeisterschaften. 1997: Gold über 100 und 4x100 m. 1999: Gold über 100 m und Bronze im Weitsprung. Bestleistungen. 100 m: 10,65 Sekunden (1998); 200 m: 21,62 Sekunden (1998); 400 m: 49,59 Sekunden (2000), Weit: 7,31 m (1998).
Geboren am 12. Oktober 1975 in Los Angeles, Kalifornien. – - Zivilstand: verheiratet in zweiter Ehe mit Obadele Thompson (Barbados), dem Olympiadritten von Sydney 2000 über 100 m (gemeinsames Kind seit Juli 2007); geschieden vom einst dopinggesperrten Ex-Kugelstoss-Weltmeister C.J. Hunter (USA), erstes Kind Tim jr. (geb. Juni 2003) vom dopinggeständigen 100-m-Ex- Weltrekordler Tim Montgomery (USA).

Dopinggeständnis: Vor Gericht am 5. Oktober 2007 für den Zeitraum von Anfang September 2000 bis Juli 2001.

Gefängnisstrafe: Sechs Monate wegen Doping-Falschaussage vor Untersuchungsbehörden am 11. Januar 2008 in Scotch Plaines, US- Bundesstaat New York und Mithilfe zu Scheckbetrügereien ihres Ex- Freundes Tim Montgomery.

Verlorene Medaillen: Olympische Spiele Sydney 2000: Gold über 100, 200 und 4x400 m, Bronze über 4 x 100 m und im Weitsprung; Weltmeisterschaften 2001 in Edmonton (Ka): Gold über 200 m, Silber über 100 m. Zuvor schon verlorene Medaillen: WM-Gold von 2001 über 4x100 m nach Dopinggeständnis von Kelli White (USA).

Rückforderungen: Die US-Antidoping-Agentur verlangt 100 000 Dollar von Jones zurück, der Weltverband IAAF rund 700 000. Jones hat sich allerdings im Sommer bankrott erklärt.

Positive A-Probe: Im Juni 2006 bei den US-Meisterschaften auf Epo. Die B-Probe bestätigt das Ergebnis nicht.

Verbliebene Erfolge. Weltmeisterschaften. 1997: Gold über 100 und 4x100 m. 1999: Gold über 100 m und Bronze im Weitsprung. Bestleistungen. 100 m: 10,65 Sekunden (1998); 200 m: 21,62 Sekunden (1998); 400 m: 49,59 Sekunden (2000), Weit: 7,31 m (1998).
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