Was für eine Wasserschlacht auf der Pontaise! Ob das wegen des 50-Jahre-Jubiläums der Athletissima ein Gruss von Petrus war? Das allererste Lausanner Meeting 1977 versank ebenfalls im Regen. So sehr, dass im Gründerjahr kurzerhand gleich nochmals ein Meeting stattfand.
Die grosse Frage nun vor dem Highlight des Abends: Was zeigt Jubiläums-Stargast Noah Lyles bei seinem 100-Meter-Auftritt?
Der Olympiasieger heizt das Publikum schon beim Einlaufen an. Der Showman in den gelben Schuhen lacht das miese Wetter weg, den Fans gefällts. Doch dann das: Mit dem Startschuss ist fertig lustig bei Lyles. Der Amerikaner wird von Oblique Seville im Regen stehen gelassen. Der Jamaikaner läuft als Einziger unter 10 Sekunden, seine 9,87 können sich sehen lassen.
Kalte Dusche für Lyles
Lyles rettet nach schwachen Start mit Respektabstand im Photofinish gegen Ackeem Blake (Jam) lediglich Rang 2. Kalte Dusche für den Superstar. Nach der Absage von Kishane Thompson, der Lyles zuletzt in Polen besiegte, schien der Weg frei für Lyles. Er sagt: «Mein Start war schrecklich. Doch wenn du auf diesem Niveau den Start verhaust, ist das Rennen eigentlich gelaufen.»
Immerhin kann der Sprint-Hit planmässig über die Bühne gebracht werden. Denn das sieht in den technischen Disziplinen anders aus. Im Stabhochsprung der Frauen mit Angelica Moser ist frühzeitig Schluss: Der Regen macht das Springen zu gefährlich. Die Jury muss abbrechen.
Ehammer bricht eigenhändig ab
Und beim Weitsprung der Männer bricht Simon Ehammer eigenhändig ab. Weil auch noch die Kamera am Balken versagt, muss er einen Sprung wiederholen. «Das nervt», befindet der Appenzeller, der nach vier Sprüngen aufhört. Wegen des Kamera-Ärgers, aber vor allem, weil sich unter dem Absprungbalken Wasser sammelt, das bei jedem Athleten rausspritzt.
Die verzweifelten Versuche von Helfern, die Grube unter dem Balken mit blossen Händen und einer Pylone (!) trockenzulegen, gehört in die Kategorie Comedy. Am Ende ist es mit 7,72 Metern dennoch Rang 2 für Ehammer: «Damit kann ich unter den Umständen gut leben.»
Kambundji auf Weltklasse-Niveau
Hürdensprinterin Ditaji Kambundji muss sich in diesem Hudelwetter wenigstens nicht gross umstellen. Auch am Wochenende in Bern am Citius-Meeting war das Wetter sehr nass. Und nun auch beim Diamond-League-Auftritt im Waadtland. Doch auch schwimmend ist Kambundji auf Weltklasse-Niveau unterwegs.
Auf der Ziellinie schnappt ihr zwar Masai Russell (USA) um lumpige 0,01 Sekunden den zweiten Platz weg. Doch der zweite Diamond-League-Podestplatz für Kambundji in diesem Jahr nach Monaco ist es gleichwohl: «Bei dem Wetter war es vor allem eine mentale Sache. Doch ich konnte gut den Fokus halten und starke Frauen schlagen.»
Werro mit Podestpremiere
Den dritten Schweizer Podestplatz des Abends liefert 800-Meter-Läuferin Audrey Werro. Sie schrammt mit ihren 1,57,34 Sekunden um 0,09 Sekunden an der persönlichen Bestzeit vorbei, doch was fast vergessen geht: Das 800-Meter-Riesentalent schnappt sich mit dem beeindruckenden Schlussspurt hinter Siegerin Keely Hodgkinson (Gb) ihren allerersten Podestplatz in der Diamond League.
Das Meeting zum Nachlesen im Ticker.
Verabschiedung
Das wars mit der Athletissima in Lausanne. Ein Diamond-League-Meeting, das vor allem wegen der garstigen Bedingungen in Erinnerung bleiben wird. Danke fürs Mitlesen.
Weitsprung – Ehammer trotzt Regenchaos
Der pausenlos niederprasselnde Regen sorgt auch beim Weitsprung der Männer für ordentlich Chaos. Da versuchen die Helfer doch tatsächlich mit einer Pylone, Herr über die Wassermassen zu werden, die sich im Absprungbalken angesammelt haben. Ein Bild für die Ewigkeit. Über die Bedingungen sagt Simon Ehammer im SRF-Interview. «Was für ein Hundswetter. Ganz schlimm.» Der Schweizer bricht nach vier Sprüngen den Wettkampf ab. «Beim Absprung spritzte nur so das Wasser raus. Da war mir dann das Risiko zu gross. Mit 7,72 Metern und Rang zwei bin ich den Umständen entsprechend zufrieden.» Anvar Anvarov aus Usbekistan gewinnt (7,84 m). Rang drei geht an den Jamaikaner Tajay Gayle.
4x100-m-Staffel – Schweizerinnen auf dem Podest
Das deutsche Staffel-Quartett sprintet in 42,53 Sekunden zum Sieg – vor Holland und der Schweiz (Saisonbestleistung mit 42,81 s). Für die U20-Nati resultiert Platz sieben (44,70 s).
100 m – Lyles klar geschlagen
Olympiasieger Noah Lyles (USA) verpasst den Sieg über 100 m deutlich – und dies, obwohl Konkurrent Kishane Thompson verletzt passen muss. Thompsons jamaikanischer Landsmann Oblique Seville (9,87 s) weist den zweitklassierten Lyles deutlich in die Schranken, ist um 15 Hundertstel schneller. Der drittklassierte Ackeem Blake (Jamaika) wird zeitgleich mit Lyles gestoppt. Der Schweizer Timothé Mumenthaler landet auf Rang acht (10,41 s).
Weitsprung – Ehammer auf Zwischenrang zwei
Ein kurzer Blick hinüber zum Weitsprung der Männer. Da liegt Simon Ehammer (7,72 Meter) momentan auf Zwischenrang zwei. Anvar Anvarov (7,84 m) aus Usbekistan liegt an der Spitze.
400 m Hürden – Nathaniel knapp vorne
Ezekiel Nathaniel und Trevor Bassitt liefern sich über 400 m Hürden ein Kopf-an-Kopf-Rennen – mit dem besseren Ende für den Nigerianer (48,08 s), der den US-Amerikaner um sechs Hundertstel schlägt. Matic Ian Gucek aus Slowenien komplettiert als Dritter das Podest. Der Schweizer Julien Bonvin erreicht mit einer Zeit von 50,13 Sekunden als Sechster das Ziel.
Hochsprung – drei Siegerinnen
Die Deutsche Christina Honsel, die Australierin Nicola Olyslagers und die Polin Maria Zodzik kommen alle ohne Fehlversuch an die Höhe von 1,94 Meter – und daran scheitert dieses Trio. In der Summe bedeutet das: Honsel, Olyslagers und Zodzik werden so zu Gewinnerinnen gekürt. Bitter für Eleanor Patterson aus Australien – auch sie darf sich an den 1,94 Metern versuchen. Aber da sie bei 1,91 Meter einmal gerissen hat, landet sie letztlich auf Rang vier.
800 m – Hoey lässt Wanyonyi hinter sich
Emmanuel Wanyonyi hält mit 1:41,11 Minuten auf der Lausanner Pontaise den Meetingrekord. Am heutigen Abend muss sich der Kenianer mit Rang zwei begnügen. Der US-Amerikaner Josh Hoey (1:42,82 min) absolviert die 800 Meter schneller als Wanyonyi. Mohamed Attaoui aus Spanien wird Dritter. Als Achter überquert der Schweizer Ivan Pelizza (1:45,52 min) die Ziellinie.
100 m Hürden – dritter Rang für Kambundji
Wieder Schweizer Podestplatz! Ditaji Kambundji (12,54 s) muss sich über 100 m Hürden bloss zwei Konkurrentinnen geschlagen geben. Nadine Visser aus Holland ist neun Hundertstel schneller als die Schweizerin, die Platz zwei nur hauchdünn verpasst. Olympiasiegerin Masai Russell aus den USA wird bei 12,53 s gestoppt.
5000 m – belgischer Jubel
Isaac Kimeli aus Belgien gewinnt über 5000 m in 13:07,67 Minuten vor Grant Fisher aus den USA und dem Mexikaner Eduardo Herrera. Der Schweizer Jonas Raess (13:28,89 min) wird 15.