Es fehlen gerade mal 26 Sekunden!
So zerbricht Marathon-Held Kipchoge an der 2-Stunden-Schallmauer

Samstagmorgen, Sieben Uhr 45 Minuten und 25 Sekunden. Eliud Kipchoge ist im Autodromo von Monza nach 42,195 Kilometern im Ziel. Nach 2:00:25 Stunden so schnell wie noch nie einer vor ihm – dennoch 26 Sekunden zu spät.
Publiziert: 06.05.2017 um 10:45 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:30 Uhr
DARF NICHT MEHR VERWENDET WERDEN
1:23
Es fehlten nur 26 Sekunden!Marathon-Held Kipchoge scheitert knapp
Carl Schönenberger

Ein kleines Detail – und alles ist anders. Aus dem Millionen teuren Projekt des US-Sportartikel-Giganten Nike, genannt «Breaking Two», wird «Breaking Too». Ein anderer Buchstabe in der englischen Sprache macht alles anders. «Breaking two» – die magische 2-Stunden-Schallmauer im Marathon zu durchbrechen – endet als «Breaking too», frei übersetzt also: auch gescheitert!

1/5
So schnell wie Eliud Kipchoge lief noch nie ein Mensch einen Marathon.
Foto: REUTERS

Aus ursprünglich 60 Ausnahmeläufern hat Nike vor einem Jahr 18 mögliche Kandidaten herausgefiltert. Von diesen sind schliesslich drei übriggeblieben: Eliud Kipchoge, der 32-jährige Kenianer, Olympiasieger in Rio, mit 2:03:05 Stunden der Drittschnellste aller Zeiten. Zersenay Tadese, der 34-jährige Eritreer, Weltrekordhalter im Halbmarathon. Und Lelisa Desisa, 27-jähriger Äthiopier, zweifacher Sieger des Boston-Marathons und 2013 mit 2:04:45 Stunden bei seinem allerersten Marathon der weltbeste Debütant auf der klassischen Distanz.

Extra entwickelte Laufschuhe, welche die Ermüdung der Muskeln reduzieren und dem Läufer mit jedem Schritt Energie zurückgeben. Speziell gut verträgliche Energie-Gels. Tempomacher, die sich über die ganze Distanz immer wieder ablösen, um die Pace gleichmässig hoch zu halten. Ein topfebener Kurs auf der Formel-1-Rennstrecke. Mit 5.45 Uhr in der Früh eine Startzeit, die klimatisch bezüglich Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind optimal ist.

All das hat nichts genützt. 420 Mal in Folge die 100 Meter in 17 Sekunden zu laufen – notabene ohne eine einzige Pause – haben Kipchoge, Tadese und Desisa nicht geschafft. Sogar «nur» der Erfahrenste, Eliud Kipchoge, «überlebt» die unvorstellbare Hatz nach der Traumzeit. Der Jüngste, Desisa, hat bereits nach 50 Minuten, also kurz vor dem 20. Kilometer Probleme und fällt ab, wird später auf dem 2,4 Kilometer langen Rundkurs gar überrundet. Und nach Streckenhälfte reisst auch bei Zersenay das unsichtbare «Abschleppseil» zu den Tempomachern.

Von da weg gehört die Frühmorgen-Show Eliud Kipchoge, dem Olympiasieger. Von acht Karriere-Marathons hat er sieben gewonnen. Er weiss, wie es geht. Ist läuferisch und mental der Stärkste. Bis Kilometer 35 bleibt er auf Kurs, um die zwei Stunden zu knacken. Doch dann macht der berüchtigte Hammermann auch seine Schritte schwerer.

Am Schluss fehlen Eliud 26 Sekunden zur historischen 1:59-Stunden-Zeit. Oder eine gute halbe Sekunde pro Kilometer. Oder fünf winzige Hundertstelsekunden pro 100-m-Abschnitt. Ein Nichts also!

Beim gigantischen Aufwand in zweistelliger Millionen-Höhe, den Nike für das Experiment ein Jahr lang betrieben hat, mag das Scheitern für den Sportartikel-Riesen eine Niederlage sein. Eliud Kipchoge aber macht sich mit seinem «Streifschuss» definitiv zum weltbesten Marathonläufer aller Zeiten. Weil der Lauf von Monza wegen der nicht regelkonformen Bedingungen (wechselnde Tempomacher und ungeregelte Verpflegung) nicht «Weltrekord tauglich» ist, bleibt die Bestmarke mit 2:02:57 Stunden bei Kipchoges Landsmann Dennis Kimetto. Aber Kipchoge hat nach Olympia in Rio in Monza eine Helden-Geschichte geschrieben.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?