Ellen Sprungers beantwortet zehn heisse Leichtathletikthesen
SRF-Expertin kündigt nächsten Kambundji-Meilenstein an

Ellen Sprunger analysiert die Chancen der Schweizer Leichtathleten für die Freiluftsaison. Die SRF-Expertin und Ex-Athletin sieht kein Ende des Höhenflugs unserer Stars wie der Kambundji-Geschwister, Annik Kälin oder Angelica Moser.
Publiziert: 17.04.2025 um 19:53 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2025 um 14:28 Uhr
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Ditaji Kambundji war im Hallen-Winter bärenstark: Setzt die Bernerin ihren Hürdenhöhenflug auch outdoor fort?
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Zuerst führte Ex-Leichtathletik-Ass Ellen Sprunger (38) zusammen mit 800-Meter-Läufer Lionel Spitz (24) in Thalwil ZH Kunden ihres Ausrüsters New Balance ein Warm-up- und ein Lauf-Coaching durch. Anschliessend gab die SRF-Expertin für Blick Prognosen für die anstehende Freiluftsaison ab und beantwortete zehn heisse Thesen zu den kommenden Outdoor-Monaten mit der WM im September in Tokio als Höhepunkt. 

Ditaji Kambundji wird auch outdoor in Weltrekordnähe kommen.

Ellen Sprunger: Das traue ich ihr absolut zu. Ob es schon diese Saison passiert oder erst in den kommenden Jahren so weit ist, lasse ich aber offen. In der Halle hat Didi nun ihre Fortschritte gezeigt. Sie hat technisch einen deutlichen Schritt vorwärtsgemacht. Und was nicht unwichtig ist: Der Hürdensprintweltrekord ist einer jener Rekorde, die in der Leichtathletik im erreichbaren Bereich liegen (12,12 Sekunden von Tobi Amusan; Kambundjis persönliche Bestleistung (PB): 12,40 Sekunden). 

Simon Ehammer wird vor der WM zwei Medaillen ansagen.

Ellen Sprunger: Nun, das ist bei ihm ja Standard. Wenn Simon startet, will er auch eine Medaille. Er kann bei seinen Zielen gar nicht etwas ansagen, was unter einer Medaille liegt. Das gehört bei ihm zum Erfolgsrezept. Er liefert ab, weil er derart zielstrebig ist. Aber an der WM dann im Weitsprung und im Zehnkampf jeweils wirklich auf dem Podest zu landen, wird für ihn beide Male schwierig werden.

Annik Kälin wird keine WM-Medaillen ansagen, aber zwei holen.

Ellen Sprunger: (lacht) Sie hat im Weitsprung und im Siebenkampf absolut Medaillenchancen, sie hat nochmals einen Schritt gemacht. Im Mehrkampf gehört sie zu den Top fünf der Welt. Wenn man da mal drin ist, ist alles möglich. Sie hat keine schwachen Disziplinen mehr und sich dort gesteigert, wo sie bereits stark war. Das einzige Problem ist der Hochsprung, weil ihr Rücken nicht viel Training zulässt. Und beim Weitsprung sage ich voraus, dass Annik dieses Jahr sieben Meter springt. Das ist eine riesige Leistung für eine Mehrkämpferin, die für sie aber machbar ist. 

Mujinga Kambundji wird 2025 so schnell wie noch nie laufen.

Ellen Sprunger: Wenn sie gesund bleibt und den einen perfekten Lauf hinkriegt, wird sie in die Nähe dieser Zeit laufen können. Denn Mujinga kennt ihren Körper sehr gut. Sie hat ein Level, das sie konstant abliefern kann. Wenn dann ab und zu ein Exploit hinzukommt, ist auch eine ganz schnelle Zeit möglich (Kambundjis PB von 2022: 10,89 Sekunden).

Angelica Moser wird mehrere Diamond-League-Meetings gewinnen.

Ellen Sprunger: An der Spitze im Stabhochsprung gibt es eine hohe Dichte. Da gehört sie auf jeden Fall dazu. Ein Sieg ist je nach Besetzung der Meetings absolut möglich. Und wenn du mal gewonnen hast, dann kannst du auch weitere Siege holen. 

Jason Joseph wird diese Saison immer wieder angeschlagen sein.

Ellen Sprunger: Das hoffe ich nicht. Aber es ist logisch, dass er ein grösseres Risiko für Blessuren hat. Ein solcher Körper, der voll auf Geschwindigkeit ausgelegt ist, und die Hürden, an denen man anschlagen kann, sind Risikofaktoren. Aber ich bin sicher, dass eines Tages sein perfekter Lauf kommen wird. Er hat enorm viel Potenzial, die Konstanz fehlt einfach noch. 

Dominic Lobalu wird diese Saison stagnieren.

Ellen Sprunger: Das glaube ich nicht, seine Entwicklung ist längst nicht zu Ende. Mit Trainer Markus Hagmann gibt es einen langfristigen, klaren Plan. Natürlich wird Dominic nicht mehr die ganz grossen Sprünge machen wie einst. Aber er ist immer noch dabei, seinen Rucksack weiter zu füllen, das wird ihn noch stärker machen. 

Audrey Werro wird der nächste grosse Schweizer Star.

Ellen Sprunger: Über 800 Meter war die Schweiz seit André Bucher und Selina Rutz-Büchel nicht mehr so stark vertreten – das hat sich nun wieder geändert. Es gibt gleich mehrere starke Läuferinnen, aber Werro ist sicher diejenige mit dem grössten Potenzial.

Die Sprintstaffel wird mit Mujinga Kambundji die langersehnte WM-Medaille holen.

Ellen Sprunger: Es gibt einen neuen Trainer, das bringt frischen Wind. Und es sind nun einige schnelle junge Sprinterinnen wie Emma van Camp dabei, die der angestammten Formation Druck machen, aber auch Läuferinnen wie Salomé Kora oder die verletzte Ajla Del Ponte ersetzen können. Doch ich hoffe, dass Mujinga wieder helfen kann. Denn ohne sie wird es sehr schwierig. 

Neue Formate wie Grand Slam Track und Ultimate Championship werden die Leichtathletik für immer verändern.

Ellen Sprunger: Es gibt viele Leute, die sich momentan an Änderungen versuchen. Ich bin dafür, dass es Änderungen gibt, damit die Leichtathletik attraktiver wird. Aber fundamental neue Dinge wie die neue Weitsprungzone oder die neuen 300-Meter-Hürden gehen mir zu weit. Beim Grand Slam Track ist sicher positiv, dass das Preisgeld sehr gut ist. Das wirkte sich bereits auf die Diamond League aus, bei der die Athleten und Athletinnen jetzt ebenfalls mehr verdienen.

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