Darum gehts
- Swiss-Athletics-Präsident will Leichtathletik-EM 2030 in die Schweiz holen
- European Championships sollen als Mini-Olympia mehrere Sportarten vereinen
- Zwölf Kantone signalisieren Interesse, Wettkämpfe der Multi-EM auszutragen
Swiss-Athletics-Präsident Christoph Seiler ist gespannt. Waren es nur nette Worte, oder wird der neue Bundesrat Martin Pfister bald Taten folgen lassen? Seiler schildert, dass Pfister kürzlich am Swiss Olympic Forum in Bern seinen ersten Auftritt als Sportminister vor allen wichtigen Schweizer Sportvertreterinnen und -vertretern hatte und sie zu Mut aufrief.
«Wir sollen nicht nur das Normale tun, wir sollen das Spezielle wagen», berichtet Seiler am Leichtathletik-Medientag im Wankdorf. Nun will er den neuen Bundesrat auf die Probe stellen. Denn der Verband will die Leichtathletik-Europameisterschaft 2030 in die Schweiz holen. Und nicht nur das: Die EM soll in den Multisport-Event «European Championships» integriert werden, das ist eine Art Mini-Olympia – neben der Leichtathletik tragen weitere Sportarten wie Rudern, Rad, Beachvolleyball, Kanu, Klettern, Triathlon oder Tischtennis ihre EMs unter demselben Dach und zur gleichen Zeit aus.
Die Leichtathletik wäre beim Multisport-Event die Kernsportart
Von den grossen Sportarten Leichtathletik, Turnen und Schwimmen wäre nun 2030 bei der Schweizer Bewerbung für die «European Championships» eben die Leichtathletik mal fix dabei. Swiss-Athletics-Boss Seiler fordert dafür staatliche Hilfe. Die Multi-EM kostet rund 200 Millionen Franken, die öffentliche Hand soll sich namhaft daran beteiligen.
«Ich bin froh, dass Bundesrat Pfister die European Championships 2030 und die Olympischen Winterspiele 2038 im selben Atemzug als mögliche sportliche Grossevents in der Schweiz erwähnt hat», sagt der Swiss-Athletics-Boss, «der Bund muss bei solchen Projekten vorangehen. Ich hoffe, dass Bundesrat Pfister nun seinen Worten auch Taten folgen lässt.»
Für Seiler ist klar: Im Vergleich zu den Winterspielen sind «seine» European Championships überschaubar. Zwölf Kantone wie zum Beispiel Luzern mit dem Rotsee fürs Rudern haben Interesse signalisiert, Wettkämpfe auszutragen.
Swiss Athletics muss Brüssel und Helsinki ausstechen
Doch die Organisation ist komplex: Die Verbände müssen die verschiedenen Europameisterschaften ihrer Sportarten für 2030 in die Schweiz holen, gleichzeitig muss mit den Machern der European Championships das Ganze als Dach-Event geplant werden.
Nur schon im Falle der Leichtathletik heisst das: Swiss Athletics muss sich zunächst mal im Bewerbungsprozess beim europäischen Verband durchsetzen und die EM bekommen. «Wir müssen European Athletics einerseits überzeugen, dass die EM in der Schweiz stattfinden soll, und andererseits davon, dass die Multisportveranstaltung eine gute Sache sein kann», sagt Seiler. Er betont: Die EM 2030 komme nur unter einer Bedingung in die Schweiz – nämlich wenn sie unter dem Dach der European Championships stattfinde.
Neben der Schweiz – als Leichtathletikaustragungsort ist der Zürcher Letzigrund gesetzt – sind auch noch Brüssel und Helsinki im Rennen. Seiler: «Aber nur wir bewerben uns als Multisportevent.» Da der europäische Verband offenbar starkes Interesse hat, die EM wieder wie 2022 in München im Rahmen eines Mini-Olympia austragen zu lassen, scheinen die Chancen nicht schlecht. Doch der Weg ist trotzdem noch weit.