Nina Kläy (25) ist eine der grossen Olympia-Hoffnungen für Rio 2016
Sie verprügelt auch Männer! ... und zwar mit lackierten Zehennägeln

Taekwondo-Kämpferin Nina Kläy hat mit dem EM-Titel im Frühling Historisches geschafft. Dank Sparring mit Männern.
Publiziert: 08.08.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:20 Uhr
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«Schmerzen und blaue Flecken gehören dazu!» Nina Kläy
Foto: Sven Thomann
Von Stefan Meier (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Nina Kläy ist brandgefährlich. Als Europameisterin im Taekwondo (bis 62 kg) weiss sie sich nicht nur gegen ihre Gegnerinnen zu wehren. Auch gegen das männliche Geschlecht setzt sie sich erfolgreich zur Wehr.

«Im Sparring kämpft Nina gegen Männer», erzählt National-Coach Niko Kricka. Schon seit Jahren duelliert sich Kläy mit den damaligen Junioren. «Früher hat sie die Jugend­lichen noch vermöbelt. Nun sind sie grösser und stärker und geben zurück.»

Kein Problem für die 25-Jährige. «Es stimmt schon. Sie sind nun erwachsene Männer und haben mehr Kraft», bestätigt Kläy. «Weil sie uns körperlich überlegen sind, muss ich andere Wege finden, um zu gewinnen.»

Es gehe darum, mehr auszuteilen als einzustecken.

EM-Titel

Das setzt die Seeländerin an der Weltspitze seit nun einem Jahr bravourös um. WM-Bronze 2013. Mehrere Weltcup-Siege und Podestplätze. Und dann das grosse Highlight. Der EM-Titel Anfang Mai in Baku. Der erste überhaupt für die Schweiz im Taekwondo. Kläy teilt mächtig aus.

Verändert habe sich durch die diversen Triumphe nichts. «Es gibt Motivation. Es zeigt, dass unser Training Früchte trägt und funktioniert», meint die Zeitsportsoldatin. Für sie und Kricka ist klar, dass die Erfolge eine logische Konsequenz sind.

Denn Nina sei nicht der Typ, der im Ring plötzlich und aus dem Nichts explodiert, erklärt der Trainer. «Wenn sie etwas gelernt hat, verliert sie das nicht mehr. Deshalb dieser konstante Aufbau. Und deshalb dieser Lauf nun.» Und Kläy sagt: «Ich hatte zwar lange, bis ich in der Weltspitze angelangt war. Aber da angekommen, konnte ich mich etablieren.»

Perfektionistisch

Eine weitere ihrer Stärken zeigt sie auch im Fotoshooting mit BLICK. Jedes Bild nimmt Nina auf dem digitalen Display der Kamera genau in Augenschein. Stimmt die Position? Ist der Fuss gestreckt? Akribisch. Perfektionistisch.

Wer Kläy im Training zuschaut, ist verblüfft von den Kontrasten. Da ist einerseits die Blondine. Nicht muskel­bepackt, sondern grazil. Mit lackierten Zehennägeln tänzelt sie über den Boden.

Andererseits ist da die rohe Gewalt, wenn ihr Kampfschrei ertönt und Kläy wuchtig zuschlägt. In der Bewegung entwickelt sie gewaltig Power und drischt auf die vom Coach gehaltenen Polster ein.

Nina teilt bereits seit 17 Jahren aus. Mit 8 begleitet sie ihren Vater erstmals zum Training ins Taekwondo. Sie ist sofort begeistert, kommt nicht mehr los. Zusammen mit ihrer guten Freundin Manuela Bezzola (Olympia-Teilnehmerin 2008) bahnt sie sich ihren Weg. Und muss dabei auch mächtig einstecken. «Schmerzen und blaue Flecken gehören dazu», bestätigt Kläy.

Spitzensport tut weh!

«Aber das ist zum Beispiel im Kunstturnen auch so. Spitzensport tut weh! Man muss leidensfähig sein.»

Die grössten Schmerzen musste sie 2012 ertragen. Sie verpasste Olympia in London. Eine grosse Enttäuschung. Momentan ist sie auf dem besten Weg, das Verpasste wettzumachen. Rio 2016 ist das grosse Ziel. Tritt sie dort in Top-Form an, gehört Kläy zu unseren Medaillen-Hoffnungen. Bis es aber so weit ist, wird sie im Training noch viele Frauen und Männer das Fürchten lehren.

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